: Harmonie und kein dumm Tüch
■ Der FC St. Pauli komplettierte am Freitag bei einer Mitgliederversammlung die Vereinsspitze
„Wir haben hier eine harmonische Versammlung erlebt. Ich hoffe, daß es in Zukunft so bleibt.“ Präsident Heinz Weisener war rundum zufrieden mit seinem FC St. Pauli. Keinen Streit gab es am Freitag abend in der Handwerkskammer, als rund 370 seiner Schäfchen sich versammelten, um in drei Wahlen über die Zukunft des Vereines zu entscheiden. Niemand stellte nach seiner Rede zur Lage des Vereins unbequeme Fragen zum geplanten Neubau des Millerntor-Stadions oder nach den Finanzen des Klubs. Und als kleines Schmankerl konnte er den Anwesenden auch noch mitteilen, daß Willi Reimann nun doch kurzfristig das Traineramt bei den Profis übernimmt.
Die bekamen vom neu eingesetzten Vizepräsidenten Uli Schult auch gleich ihr Fett weg: „Die sportliche Abteilung muß nun in konzentrierter Form Erfolg bringen“, forderte der Gastwirt und gelernte Betriebswirt in seiner Rede. Seine Wahl war ohnehin nur Formalie, war er doch der einzige Kandidat gewesen.
Spannender ging es da schon bei der Kür der vier Aufsichtsräte zu. Ganze drei Wahlgänge waren nötig, um die neuen Mitglieder des Kontrollgremiums zu bestimmen. Letztlich durchsetzen konnten sich Tatjana Groeteke (35), Redakteurin einer Fernsehzeitschrift, und Uwe Doll (43), Werber, die beide aus der Arbeitsgemeinschaft interessierter Mitglieder (AgiM) kommen. Ergänzt wird das Quartett durch die beiden Rechtsanwälte Christian Pothe (32) aus der Kanzlei des ehemaligen Präsidenten Otto Paulick und Thomas Gottfried (36).
Damit haben sich die Jungspunde im Klub erstaunlich geschlossen gegen die Älteren durchgesetzt. Diese vermuten in der AgiM schon lange Menschen, die den Verein kaputtmachen wollen, anstatt sich konstruktiv mit ihm auseinanderzusetzen. Durch ihre hartnäckige Gremienarbeit aber haben sie nun bewiesen, daß sie sich durchaus für den FC St. Pauli einsetzen. Eine Einsicht, die sich langsam durchsetzt. Wie sagte doch der Aufsichtsratsvorsitzende Jens Clauss: „Wer immer noch behauptet, die AgiM wolle nur dem Verein schaden, erzählt auf gut hamburgerisch dumm Tüch.“ Eberhard Spohd
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