■ Filmfest Hamburg: Hark Bohms "Für immer und immer"
Von Mutterliebe, Pflegekindern und anderern Kleinigkeiten. Hark Bohms Für immer und immer, als Welturaufführung am vergangenen Samstag auf dem Filmfest präsentiert, hat sein Thema fest im Griff. In dem Film, der am 30. Januar in die Kinos kommt, geht es um die fünfjährige Maria (rührend gespielt von Bohms Tochter Lili, Foto), die zwischen ihrer leiblichen und ihrer Pflegemutter steht: Ihre Gebärerin möchte Maria zurückhaben, nachdem sie sich fünf Jahre nicht um sie gekümmert und ihr zweites Baby mal eben in der Wiege erstickt hat. Anhand dieser Konstruktion diskutiert der Film wacker, was das Beste für das Kind sei. Und sanft kräuselt sich dazu die Elbe, die Pflegefamilie wohnt in der Nähe des Fischmarkts. Und akkurat wiegen sich die Bäume an der Elbchaussee. Dort hat die leibliche Mutter so ein schönes Haus, daß sich Maria vorstellen kann, hier einzuziehen. Während jeder Erwachsene sofort sieht, daß hinter so perfekten Fassaden seelische Abgründe wohnen. Marias leibliche Mutter ist denn auch als Hysterikerin gezeichnet. Bohm bemüht sich, jeder Figur gerecht zu werden. Doch statt wirklich auf der Emotionsklaviatur der Zuschauer zu spielen, ist er zu redlich an den Ambivalenzen seiner Figuren interessiert. Andererseits erlangen diese aber nie ein Eigenrecht. Alle Einzelheiten sind fest in das narrative Gerüst der Geschichte verzurrt. Da gibt es kaum mal ein Bild der Ruhe und schon gar keines, das für sich stünde. Der Film funktioniert als kleine, in sich abgeschlossene Geschichte und als etwas zu groß geratener Kommentar zum deutschen Adoptionsrecht. Leben kommt durch die guten Schauspieler (Johanna ter Steege, Heinz Hönig, Jeanette Arndt) auch hinein, aber nur so viel, wie nötig ist, um die Geschichte im Fluß zu halten.
Dirk Knipphals
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