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Hansepanorama im Kugelhagel

■ Nach ungezählten anderen deutschen Theaterstädten ist Woody Allens Komödie „Kugeln überm Broadway“ jetzt auch in Bremen zu sehen. Regisseur Siegfried Bühr und Ensemble bieten zweieinhalb furchtbar nette Theaterstunden

Das nagelneue und doch erst halb fertige Foyer des Bremer Schauspielhauses ist eine Bühne geworden: Die Kartenabreißerinnen sind heute in Ascotschürzen werktätig. Zwar nicht spielend, aber immerhin kostümiert, gehören sie schon zur Inszenierung. Dieser kleine optische Eingriff in die übliche Kartenabreiß-Prozedur ist nämlich das Vorspiel für einen Abend, an dem sich das Theater wieder einmal selbst zum Thema macht. Woody Allens Komödie „Kugeln überm Broadway“ liefert die Vorlage dazu.

Nach Bremerhaven, Oldenburg, gewiss auch Regensburg oder Gera-Altenburg wird Allens liebenswerte, aber oberflächliche Hommage an den Broadway der 20er Jahre sowie an die Eitelkeiten und Bosheiten hinterm Theatervorhang jetzt auch in Bremen Kasse machen. Denn der Regisseur Siegfried Bühr („Ein Sommernachtstraum“, „Hautnah“) hat die Figuren dieses Stückes über die berufenen und die wahren KünstlerInnen zwar ein wenig ernster genommen als viele KollegInnen vor ihm. Doch auch unter seiner Leitung blieb Komödie drin, wo Komödie draufsteht.

MeineDamenundHerren, erleben Sie nun, wie der untalentierte Autor David Shayne mit Mafiageld ein Stück auf die Bühne bringt. Sehen Sie trunk- und fresssüchtigen Stars wie Helen Sinclair und Warner Purcell sowie der dilettierenden Gangsterbraut Olive beim Proben zu. Bestaunen Sie, wie sich der brutale Gangster und Aufpasser Cheech als der wirkliche Künstler entpuppt. Bewundern Sie Kostüme im Stil der 20er Jahre (Angelika Lenz) und ein einfaches, aber wohlfeiles Bühnenbild (Colin Walker) sowie zwar etwas behäbige, aber von der Idee her zu lobende filmschnitthafte Szenenwechsel des Spielleiters.

LadiesandGentlemen, machen Sie sich zweieinhalb vergnügliche Stunden und sehen Sie dabei über die chargenhaft angelegten und trotz reichlich Platzpatronengeballer ziemlich ungefährlichen Gangs-terdarstellungen freundlich hinweg. Beachten Sie vielmehr das komödiantische Talent und Können in diesem Ensemble. Lachen Sie sich einen Ast oder schmunzeln Sie wenigstens über Sebastian Dominik in der Rolle des fettleibigen Warner Purcell, über Gabriele Möller-Lukasz als alternde Diva Helen Sinclair, über Gabriela Maria Schmeide als Nervensäge Eden Brent und über Katrin Heller als markerschütternd-fispelstimmige Gangsterbraut Olive Neal.

MesdamesetMessieurs, machen Sie sich also ein paar nette Stunden, wenn ... Sie vom Theater nicht mehr erwarten als eine beschauliche Komödie mit beschaulichen Dialogen, beschaulichen Meinungen und beschaulichen Pointen. Das Stück und mit ihm auch die freundlich premieren-beklatschte Inszenierung sind nämlich so strunzsolide, dass hier kein Für und Wider eines künstlerischen Produkts mehr zu erörtern ist. Der Rezensent seufzt vor lauter Handwerklichkeit nur noch das Wort „Hansepanorama“ und gibt sich die Kugel. Christoph Köster

Aufführungen am 7., 11. und 18.5. und am 9. und 22.6. um 20 Uhr sowie am 28.5. um 15.30 Uhr

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