piwik no script img

Hannover 96 strauchelt weiter"Das war sehr, sehr peinlich"

Es sieht immer düsterer aus für Hannover 96: Gegen den 1. FC Köln fordern die Niedersachsen vor allem die Leidensfähigkeit von Fans und Trainer. Am Ende steht ein 1:4 - und kaum noch Anlass zur Zuversicht.

Hannover angespannt: Nach dem Spiel blockieren 96-Fans die Ausfahrt aus dem Stadion. Berittene Polizisten beobachten die Lage. Bild: dpa

Es war eine durchaus bedrohliche Kulisse. Eine Stunde nach dem erschreckend hilflosen 1:4 (0:3) des nach wie vor orientierungslos wirkenden Bundesligisten Hannover 96 gegen den 1. FC Köln hatten Spieler und Verantwortliche einen ganz besonders schweren Gang anzutreten: Knapp zweihundert aufgebrachte 96-Fans warteten an diesem späten Samstagnachmittag vor dem Stadion darauf, das Unerklärliche erklärt zu bekommen. "Wir können uns für diesen Auftritt bei den Zuschauern nur entschuldigen", sagte Hannovers defensiver Mittelfeldspieler Leon Andreasen, "das war sehr, sehr peinlich."

Dass diese kurze Begegnung am Ende friedlich blieb, hatte man indes der Polizei und dem Sicherheitsdienst zu verdanken, die sich besonnen im Hintergrund aufhielten. Dass es so ruhig verlief, war dabei durchaus erstaunlich. Denn so richtig beruhigend war es nicht, was da noch kurz zuvor in Blöcke und Diktiergeräte der Reporter geäußert worden war: "Was wir hier abliefern, reicht nicht aus, um in der Bundesliga ein Spiel zu gewinnen. Das war ungenügend", meinte etwa Jörg Schmadtke, Hannovers Sportdirektor. "Wenn wir so weitermachen, wäre es verdient, wenn wir absteigen würden", sagte Andreasen.

Die vielleicht wichtigste Erklärung, nämlich die, wie man den drohenden Abstieg noch würde abwenden können, blieben beide aber schuldig. "Das", sagte Schmadtke und hielt einen kurzen Augenblick inne, "ist so kurz nach dem Spiel schwierig zu beantworten."

In den vorangegangenen 90 Spielminuten hatten die Gastgeber vor allem die Leidensfähigkeit der 43.218 Zuschauer in der hannöverschen AWD-Arena gefordert, die sich wohl auch nur dadurch erklären lässt, dass dahinter irgendwo noch Glaube und Hoffnung liegen, alles könnte noch mal besser werden.

Schlechter geht es ja auch kaum mehr: Es war eines dieser Spiele, in denen einer Mannschaft nichts, aber auch gar nichts gelingen wollte. Die andere Mannschaft kam aus Köln und ihr reichten einige wenige Glanzpunkte und ein herausragender Zoran Tosic, der gleich doppelt traf (12., 71.), um sich nach zuletzt sieben Spielen ohne Sieg wohl der letzten kleinen Abstiegssorgen zu entledigen.

"Wir haben auf dem Platz die richtige Antwort auf die Kritik der letzten Wochen gegeben", sagte Zvonimir Soldo nachher, ein zufriedener Kölner Trainer. Die Gäste mussten sich dabei nicht einmal großartig anstrengen und kamen durch Petit (21.) und Milivoje Novakovic (28.) gar noch zu zwei weiteren Treffern.

Es war ebendiese Leichtigkeit im gegnerischen Spiel, die Hannovers Trainer Mirko Slomka so erzürnte. "Beängstigend" nannte er, wie wenig seine Mannschaft "von dem umgesetzt hat, was man in der Woche getan hat", sagte Slomka, und konnte sich über den Anschlusstreffer von Steven Cherundolo (81.) nicht mehr recht freuen. Im Gegensatz zu den Zuschauern, die schon die wenigen kleinen Erfolgserlebnisse feierten - erklärbar wohl allein aus der Angst heraus, dass es auf lange Zeit möglicherweise nicht mehr viele davon geben wird in der funkelnden und glitzernden Bundesligawelt.

In der geht es für Hannover in den kommenden vier Wochen gegen Hamburg, Schalke, München und Leverkusen. Gefragt nach etwaiger Zuversicht im Kampf um den Klassenerhalt, sagte Schmadtke: "Es ist nicht unbedingt so, dass wir voller Hoffnung in die letzten Spiele gehen."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!