■ Standbild: Handy-Happening
„Na also!“, Samstag, 19.10 Uhr, RTL 2
Hassen Sie Handies? Dann werden Sie die erste RTL 2-Live- Show lieben. Dort gibt es nämlich eine als Gewinnspiel getarnte Mobiltelefon-Verulkung. Auf einem Acker in der Lüneburger Heide wurden 50 dieser Spielzeuge vergraben, und an die Ortsansässigen erging der Aufruf zum Buddeln. Nie gesehene Bilder konnten von diesem Spektakel übertragen werden, während im Studio Dieter Moor mit bewährter „canale grande“- Hinterlist witzelte.
Weder sein „Liebe Zielgruppe“, noch der obligatorische Quotenwitz fehlte, und die Werbung präsentierte er hübsch als „aufwendig produzierte Kurzfilme“. Doch auch die Ich-mag- Moor-Klientel wird sich nach einer besseren Sendung für den Schweizer gesehnt haben. Denn hauptsächlich kommentierte er anatomisch-schrullige Menschen oder einen gänzlich unspannenden Rollschuhlauf-Weltrekord mit so opportunistischen TV- Sprüchen wie „Wird es klappen?“ Nicht nur sein Enthusiasmus schien unecht, auch der Kleinwagen, den ein dicker Mann auf dem Kopf balancierte, sah verdammt nach Pappe aus.
„Na also!“ versucht — „Na sowas!“ und „Na siehste!“ — den bunten Showabend mit guter, sauberer Unterhaltung zu reanimieren. Herausgekommen ist eine miserabel getimte Recycling-Show mit zweitklassigen Kabarett- und Varieté-Auftritten, bei denen oft nur noch die Harald-Schmidt-Sentenz „Wie komm ich denn aus der Nummer wieder raus?“ geholfen hätte. Dabei fing die Sendung ganz hoffnungsvoll an: Ein Ansager imitierte Dieter Moor zu seligen ORF-„Kunst-Stücke“-Zeiten, die Eurovisionshymne wurde auf Fußzehen gepfiffen, und im Publikum grinste telegen Kai Pflaume mit anschmiegsamer Freundin. Doch „die Rettung des Samstagabend“ unterblieb, selbst wenn von dekorativen Beistelldamen über tierischen Ko- Moderator bis zur Studioband alles Bewährte gemixt wurde.
Wenn da nicht noch die Handy-Geschichte wäre. Am Schluß standen auf zerwühlter Erde acht glückliche Finder. Nur das Anwählen des Gewinnerhandies wollte nicht funktionieren, was vielleicht erklärt, wieso die Telekom ihre D1-Werbung nicht geschaltet hatte. Nächsten Samstag sollen die Handies dann in einem nordhessischen Baggersee versenkt werden. Das wird sicher prima — wieder wenig Handies gefunden und manche Zuschauer vermißt. Jörg Adolph
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