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Handgranate im Museum

■ Überfall auf Kapitulations-Museum in Karlshorst / Maskierte stehlen EDV

Rätselraten löst ein mit militärischer Präzision durchgeführter Überfall auf das Kapitulations- Museum in Karlshorst aus, bei dem eine Gruppe Maskierter eine EDV-Anlage entwendeten. 48 Stunden nach der Tat tappte die Polizei noch im dunkeln. „Keine neuen Erkenntnisse“, hieß es gestern vom polizeilichen Lagedienst. Vier bis fünf maskierte Täter in Tarnanzügen hatten am Freitag abend den Wachmann einer privaten Sicherheitsfirma mit Maschinenpistolen bedroht, gefesselt und geknebelt. Anschließend drückten sie dem 30jährigen eine scharfe, noch gesicherte Splitterhandgranate in die Hände.

Ihr Beutezug durch das deutsch- sowjetische Museum, in dem am 9. Mai 1945 die Wehrmacht die Kapitulation unterschrieb, fiel jedoch mager aus. Weder wurden Uniformen noch Waffen oder andere Exponate gestohlen. Lediglich zwei Computer und einen Monitor ließen sie mitgehen. Nach Aussage des Wachmannes sollen die Männer polnisch gesprochen haben und bei der Flucht einen Kleinlaster mit polnischem Kennzeichen benutzt haben.

Der merkwürdige Raub wurde durch die akrobatenreife Leistung des Wachschützers gekrönt: Dieser konnte zum Telefonhörer robben, wählte die Notrufnummer der Polizei mit der Nase und machte sich trotz des Klebebands gegenüber den Beamten verständlich. Die Ermittlungen übernommen hat unterdessen der für politische Delikte zuständige polizeiliche Staatsschutz.

Das Museum war im Mai nach einjähriger Umbauphase wiedereröffnet worden. Die Sowjetunion hatte es seit 1967 unter dem Titel „Museum der bedingungslosen Kapitulation des faschistischen Deutschlands im Großen Vaterländischen Krieg“ geführt. Seit der Umgestaltung sind auch moderne audiovisuelle Mittel im Einsatz. Besucher können sich über Computer die deutschen Kriegsgefangenen- und Vernichtungslager auflisten lassen, in denen sowjetische Soldaten und Zivilisten ermordet wurden. Ob die Täter politische Gründe für ihren Überfall hatten, blieb gestern unklar – wie fast alles in diesem Fall. Severin Weiland

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