■ Querspalte: Hammer, Sichel und Besen
Während man gutgelaunt bei fast vergessenen Bekannten in Rom anruft, um ihnen zu ihrem prima Wahlsieg zu gratulieren, macht sich Mutlosigkeit breit im Reich der Zeichen. Nach dem Wahlsieg des Mitte-Links-Bündnisses in Italien will die Partei der Demokratischen Linken jedenfalls auf Hammer und Sichel verzichten. „Jetzt brauchen wir Hammer und Sichel nicht mehr“, behauptete Parteichef Massimo D‘Alema vor darob jubelnden Parteianhängern in Rom. „Nach dem Wahlsieg können wir uns gemeinsam wandeln.“
Was der erste Satz mit dem zweiten zu tun hat, ist allerdings nicht ganz klar. Wenn Hammer und Sichel den glorreichen Sieg brachten, warum verzichtet man dann jetzt auf sie? Ist das nicht sogar wahlbetrügerisch und recht undankbar gegenüber den Zeichen, unter denen man die Wahl gewann, die jetzt aber plötzlich ausgedient haben und auf dem Friedhof der Zeichen und Symbole verscharrt werden sollen? Sind Zeichen Menschen und sehr vergänglich? Und was soll man von Politikern halten, die nach einer Wahl versprechen, sich gemeinsam zu wandeln? Da hört's doch auf, das geht doch nicht.
Ohnehin stimmt ein politisches Bündnis eher skeptisch, das sich Olivenbaum nennt. Das ist doch peinlich wie das Label „Baum ab. Nein Danke“, mit dem die westdeutschen Grünen früher mal ihren Wahlkampf bestritten. Das ist ein weiteres Indiz fürs europaweit Immerblöderwerden öffentlicher Symbolsprache, in der die deutschen Sozialdemokraten übrigens am besten zu lallen wissen.
Immer wieder gern denkt man an deren Parteitag zurück, auf denen debil grinsende Sozis auf dem Podium gemeinsam an einem dicken Seil zogen, um zu symbolisieren, daß sie von nun an gemeinsam an einem Strang zerren würden. Unvergessen auch der Parteitag, auf dem der Vorsitzende (welcher von den vielen?) einen Besen bekam, um seine Entschlossenheit zum Parteisäubern zu demonstrieren. Symbol, Symbol, wie bist du hohl. Detlef Kuhlbrodt
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