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Hamburgs Museen können sich vor Besuchern kaum retten / Spitzenreiter Kunsthalle

Die sieben staatlichen Museen in Hamburg haben sich 1993 zu Publikumsmagneten entwickelt. Im Kreise der Direktoren präsentierte Kultursenatorin Christina Weiss gestern der Presse die Besucherbilanz dieses Jahres: Kamen im vergangenen Jahr 980.000 Besucher in die Museen, so steigerte sich die Zahl 1993 um 57 Prozent auf 1.534.000 Personen. Daß die Attraktivität der „Oasen des Nachdenkens“ derart in die Höhe geschnellt sei, führte Weiss auf die engagierte Arbeit der Museumsleitungen und Mitarbeiter und auf die 1992 erfolgte Erhöhung der Sachmittel der Museen zurück.

Den größten Zustrom (444.793 Besucher) und Zuwachs (plus 187 Prozent gegenüber 1992) kann die Kunsthalle verzeichnen. Allein die Picasso-Ausstellung zog 263.000 Interessierte an, aber auch die neue Hängung, mit der Kunsthallen-Chef Uwe M. Schneede die Präsentation der Bestände auffrischte, habe dazu beigetragen.

Den zweiten Platz in der Besucherskala belegt das Museum für Kunst und Gewerbe, das ein Plus von 72 Prozent auf 371.000 Besucher meldet. Die Pompeji-Ausstellung im Börsensaal war mit 122.000 Besuchern die erfolgreichste des Museums. Von diesem Erfolg konnte sich die Kultursenatorin stets persönlich überzeugen: Mit Vergnügen habe sie vom Rathaus aus die Besucherströme betrachtet, sagte Christina Weiss.

Besucherzuwächse auch beim Museum für Hamburgische Geschichte, dem Museum für Bergedorf und Vierlande und dem Völkerkundemuseum, ebenso im Altonaer- und im Helms-Museum in Harburg. Und selbst das Museum der Arbeit, das sich ja noch im Aufbau befindet, hatte 40 Prozent mehr Gäste als im vergangenen Jahr.

Allein die KZ-Gedenkstätte Neuengamme hatte weniger Besucher als 1992, was nicht zuletzt auch eine Folge der Schließung des Dokumentenhauses während der Proteste der Cinti- und Roma-Initiativen im Mai gewesen sei. Die Umgestaltung der Gedenkstätte in den kommenden Jahren soll das Interesse für die jüngere Geschichte der Stadt wieder stärker aktivieren, versprach Weiss.

Die Ausstellungen in den Deichtorhallen, die Weiss unter die staatlichen Museen summierte, wollten 235.000 Leute sehen, 1992 waren es noch 155.000. Der Renner war die Ausstellung des Pop-Artisten Andy Warhol - 68.000 Interessenten fühlten sich zu ihr hingezogen.

Der Run auf die Museen hatte auch einen Zustrom auf die Veranstaltungen des museumspädagogischen Dienstes zur Folge. Die Auseinandersetzung mit der eigenen und der künstlerischen Wahrnehmung kann Hilfe gebrauchen, um Eindrücke zu vertiefen und zu erweitern, und so stiegen die Führungen von 4834 Gruppen 1992 auf 6239 Gruppen in diesem Jahr. Besonders auch, um Kinder zu interessieren, braucht es Vermittlung. In der neuen Gebührenordnung für die staatlichen Museen hat die Kulturbehörde allerdings eine kapitale Veränderung vorgenommen: Bisher waren die Führungen für Hamburger SchülerInnen kostenlos, nun sind sie es nur noch, wenn ein Lehrer seine Rasselbande ohne einen Museumspädagogen durchs Museum leitet.

Julia Kossmann

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