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Hamburger Polizeiskandal: Morddrohungen gegen den Kronzeugen

„Auch Dich kriegen wir, wie alle Kollegenschweine. Paß auf Dich auf, Nestbeschmutzer.“ Dem Kronzeugen im Hamburger Polizeiskandal, Uwe Chrobok, wurde diese Morddrohung per Dienstpost geschickt. Über den Terror seiner Kollegen berichtete der Polizist gestern im ARD-Magazin Panorama. Chrobok hatte als erster und bisher einziger Polizist ausgesagt, wie seine Kollegen an der Kirchenallee-Wache Schwarze mit Desinfektionsspray mißhandeln. In der vorigen Woche wurde daraufhin der Polizist Joachim L. wegen Körperverletzung im Amt verurteilt.

„Für mich ist eine Welt zusammengebrochen, daß die Kollegen abgestritten haben, daß sowas vorgekommen ist an der Wache“, so Chrobok. Einige hätten ihm persönlich versichert, ebenfalls auszusagen. „Zur Zeit findet eine Solidarisierung mit den Tätern statt." Die Mauer des Schweigens sei noch schlimmer als vorher. Von der Polizeiführung habe er bis heute keine Unterstützung bekommen. Das wundere ihn aber nicht; Hardliner seien bewußt an der Wache 11 eingesetzt worden. Straftaten und Mißhandlungen habe man „billigend“ in Kauf genommen.

Die Mauer des Schweigens habe er durchbrochen, weil seine Großeltern unweit des Konzentrationslagers Treblinka gelebt und geschwiegen hätten. Die Fragen, die er seinen Großeltern gestellt hätte, wolle er sich nicht von seinem Sohn stellen lassen. sim

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