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Hamburger Normalität

■ Zur sozial–liberalen Regierungsbildung

Mit hanseatischer Kühle demonstrieren Hamburger Sozialdemokraten und Liberale parlamentarische Normalität. Zum ersten Mal seit 1982 wird ein Landesparlament einer sozial–liberalen Koalition das Vertrauen aussprechen. Der Kontrast zu jenen Tagen der sogenannten Bonner Wende könnte größer nicht sein. Von Verrat war damals die Rede, der gute Ruf der FDP schien dahin. Fünf Jahre danach ist dieses Staatsdrama vergessen. Die FDP tut, was sie immer tat: Sie sorgt für stabile Regierungen. Kein Hamburger, von ein paar ewig frustrierten Christdemokraten abgesehen, kommt heute auf die Idee, ihr dafür einen moralischen Vorwurf zu machen. Nicht das sozial–liberale Regierungsprogramm des neuen Hamburger Senats - dieser Mangel an politi Es darf ohne moralische Prämissen gepokert werden. Erste Verlierer werden die Grünen sein. Die Hamburger Ökosozialisten hatten sich schon vor der Wahl mit einem fundamentalistischen Scheinangebot zur Tolerierung der SPD verabschiedet. Die nunmehr offene sozial–liberale Option trifft jedoch vor allem die grünen Realpolitiker. Sie werden immer weniger gebraucht. Der manchmal so schrecklich deutsch wirkende grüne Aufbruch könnte an diesem Joker scheitern, diesem programmatischen Nichts an liberaler Partei. Denn auch die Bonner Wende erwies sich hinterher als ganz normaler Regierungswechsel, so alltäglich, wie eine künftige sozial–liberale Bundesregierung sein wird. Niklaus Hablützel

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