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■ beiseiteHamburger „Möwe“?

Das Palais Bülow in der Berliner Luisenstraße, besser bekannt als Sitz des Künstlerklubs „Die Möwe“, ist ja ein Denkmal für den kulturellen Frühling des ersten Berliner Nachkriegsjahres. In den Memoiren von KünstlerInnen und Intellektuellen, die sich damals zwischen den Trümmern dort zusammenfanden, fehlt selten der selige Hinweis auf Borschtsch und andere kulinarische Gunstbezeugungen, die die sowjetischen Kulturoffiziere den deutschen Kulturschaffenden zukommen ließen. Zukünftig wird das Palais Bülow möglicherweise die Landesvertretung der Stadt Hamburg beherbergen. Eine Tochtergesellschaft der Hamburgischen Landesbank hat das Haus angekauft, und wie der Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau am Samstag bestätigte, könne die Stadt Hamburg das hergerichtete Gebäude später erwerben oder mieten. „Das Bülowsche Stadtpalais ist ein Glücksgriff“, sagte Voscherau verständlicherweise. „Hamburg hat die Möglichkeit, im Zentrum Berlins eine Landesvertretung zu schaffen, die den hohen Maßstäben unserer Bonner Landesvertretung und der großstädtischen Attraktivität Berlins gleichermaßen gerecht wird.“ Sosehr wir Hamburg schätzen, wenn wir in Hamburg sind – uns gefällt die Vorstellung, Hamburg ausgerechnet dort vorzufinden, wo jetzt die „Möwe“ ist, nicht allzusehr.

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