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Hamburger Meeresforscher funken SOS

■ „Biologische Anstalt Helgoland“ in Bahrenfeld soll geschlossen werden

Professor Wilfried Gunkel, Direktor der Biologischen Anstalt Helgoland, ist in den Ruhestand gegangen. Der Wissenschaftler, vor allem durch seine meereskundlichen Untersuchungen von Ölunfällen bekannt geworden, wurde gestern in der Hamburger Zentrale des Forschungsinstitutes verabschiedet. Abgesehen davon, daß es bis heute keinen Nachfolger für den pensionierten Leiter gibt – die Berufungsverhandlungen schleppen sich seit nunmehr seit fast einem Jahrzehnt dahin – plagen die MitarbeiterInnen der Biologischen Anstalt Helgoland (BAH) ganz andere Sorgen.

Das Forschungsministerium, dem das Institut unterstellt ist, will die ganze Anstalt auflösen. „Wie sie bereits wissen, möchte der BMFT die ihm treuhänderisch anvertraute BAH loswerden“, schrieb Personalratsvorsitzender Klaus-Richard Sperling Montag an seine KollegInnen.

Die traditionsreiche Anstalt hat im vergangenen Jahr ihr hundertjähriges Jubiläum gefeiert. Das einzige Nordseeforschungsinstitut der Bundesrepublik mit über 150 MitarbeiterInnen betreibt Grundlagenforschung über das Leben im Meer. Die BAH fungiert zudem als Service-Einrichtung für die Wissenschaft, ständig sind Forscher aus aller Welt in den Einrichtungen auf Helgoland, Sylt und in Hamburger zu Gast.

Das Forschungsministerium will die Forschungs- und Serviceleistungen möglicherweise in Teilen in andere Institute überführen. Die BAH-MitarbeiterInnen sorgen sich nicht nur um ihre Arbeitsplätze. Nach Auffassung der Wissenschaftler braucht die Nordseeforschung ein großes interdisziplinäres Nordseeinstitut.

Die Meeresbiologie, auf Grund der zunehmenden Verschmutzung der Nordsee immer wichtiger, drohe sonst in zeitlich befristeten Forschungsprojekten verkommen. Wissenschaftler ohne feste Stellen bekommen Forschungsgelder für ihre Untersuchungen immer nur für wenige Jahre bewilligt. Ist die Finanzierung zuende, endet meist auch die Forschung am Thema.

Vera Stadie

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