: Hamburger Kino-Tips
Ein Film wie ein Bilderrausch, überwältigend, bedrohlich, verstörend und schön: Das ist Cyclo des in Paris lebenden Viatnamesen Tran Anh Hung. Viel zu schnell ist diese alptraumhafte Reise eines jungen Cyclo-Fahrers durch die eben aufblühende Unterwelt von Ho-Chi-Minh-Stadt aus den großen Kinos verschwunden. Dabei hat die Rückkehr in die alte, längst unkenntliche Heimat den jungen Filmemacher zu einem unglaublich intensiven, schonungslosen und trotzdem schönen Film inspiriert, der nicht zufällig letztes Jahr in Venedig als „Bester Film“ ausgezeichnet wurde. Und Trans Lebensgefährtin Tran Nu Yên Khê ist hier ebenso gut wie in seinem Erstlingswerk Der Duft der grünen Papaya.
Mo, 26., Di., 27. Februar, 20.30 Uhr, Elbe-Kino
Das Kabinett des Dr. Caligari ist ein Stummfilmleckerbissen: Der dämonische Caligari ist nicht nur Arzt, sondern auch Mörder und kann sich aus jeder Schlinge der Polizei lösen. Erst ein Mann, dessen Geliebte er auf dem Gewissen hat, wird ihm gefährlich. Liebe macht erfinderisch: Der Häscher spürt ihn in dem Irrenhaus auf, dessen Direktor er ist. Der expressionistische Klassiker wird mit der Orchesterbegleitung eines Ensembles aus zwölf Musikern des NDR-Sinfonieorchestersgezeigt!
Fr, 23. Februar, 19 und 21 Uhr, Metropolis
Als dieser Film 1972 kurz vor seiner geplanten Ausstrahlung von der ARD abgesetzt wurde, war Rosas Ruf fast gemacht: Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt ist dabei deutlich weniger schrill als spätere Oeuvres von Praunheims. Hier wird die schmerzvolle Suche eines 19jährigen nach Identität und Lebensmöglichkeiten auf ganz zurückhaltende, fast dokumentarische Weise gezeigt. Der Klassiker läuft in einer kleinen Reihe Praunheimscher Filme, neben Überleben in New York und anderen.
Do, 22. bis Sa, 24. Februar, 15.30 Uhr, Abaton
Da kommt ein Frischverliebter, Der Postmann, zum großen Dichter Neruda und wünscht sich Beistand in schriftlich zu formulierenden Liebesdingen. Die Poesie wird greifbar, das Spiel beginnt. Sehenswert ist diese ruhige Umsetzung eines Stoffes von Antonio Skarmeta schon wegen des grandiosen Philippe Noiret.
Do, 22., bis Do, 29. Februar, 20.15 Uhr, Alabama
Das Schweinchen im Oscar-Fieber: Mehrfach nominiert, wird sich Ein Schweinchen namens Babe vielleicht sogar einen der länglichen Goldgesellen in den Stall holen. Wer die köstliche Tiergeschichte mit der süßesten Schweinestimme noch immer nicht gesehen hat, kann dies hier in der Erwachsenenvorstellung nachholen. Und wird feststellen: Auch die großen Menschen mögen kleine Schweine.
Do, 22., Fr, 23. Februar, 20.30 Uhr, Koralle
Die Eltern haben ihr Leben schon aufgegeben, ihre Kinder sind noch kräftig damit beschäftigt, sich gegen die Aufgabe jeglicher Hoffnung zu sträuben: So sieht der Alltag einer texanischen Kleinstadt aus. Als hilfreiche Stütze auf der Suche nach Alternativwelten haben die Jugendlichen das Kino zur Verfügung – bis zur Last Picture Show. Peter Bogdanovich hat sein eigenes Meisterwerk von 1971 vor nicht langer Zeit mit einem Sequel versehen. Der Klassiker ist schöner.
Mi, 28. Februar, 17 Uhr, Metropolis
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