: Hamburger Kino-Tips
Ein Dokumentarfilm über Arbeiterinnen in einer Fischfabrik, ob das ein Film ist, den es Spaß bringt anzusehen? Ekmek Parasi – Geld fürs Brot sieht man auf jeden Fall gern an, versichert die Crew des Lichtmeß, und wir wollen es ihr unbesehen glauben. In dem Pressematerial über den Film von Serap Berrakkarasu und Kamerafrau Gisela Tuchtenhagen wird vor allem die Direktheit und Spontaneität der Szenen herausgegoben. Und auf gar keinen Fall sei der Film mit den „Arbeiterfilmen“ aus den 70ern zu vergleichen. 22. 6., Lichtmeß
Ein Film aus den 80ern, mehr noch: aus den frühen 80ern, mehr noch: ein Kultfilm aus den frühen 80ern, der muß natürlich in New York spielen, muß etwas mit New Wave zu tun haben und braucht eine schräge Story. All das ist in Slava Tsukermans Liquid Sky (aus dem Jahre 1982) vorhanden. Ausbruch aus der Authentizität war angesagt, nur manchmal wurde das zum Einstieg ins schräge Klischee. Nebenbei: Wie lange es wohl noch dauern wird, bis wir ein 80er-Jahre-Revival erleben dürfen? 26. 6., Zeise
Eine Literaturverfilmung, aber eine, wie sie Hark Bohm wohl nicht gefallen würde, denn sie verfährt nicht narrativ. Auf das Eigenrecht des Filmischen – was für sie ein Eigenrecht des Bildes und somit des Sehens ist – hat Dagmar Knöpfel bei ihrer Adaption von Adalbert Stifters Erzählung Brigitta bestanden. Sie realisierte den Film mit ungarischen Schauspielern an ungarischen Originalschauplätzen. tgl., Abaton
Ein kubanischer Filmregisseur, das ist Daniel Diaz Torres. Im Rahmen des Lateinamerikanisches Filmfestes im 3001-Kino wird er am kommenden Wochenende in Hamburg sein. In einem die Filmtage begleitenden Seminar wird er unter anderem über die „Ästhetik des lateinamerikanischen Kinos“ referieren. Praktisches Anschauungsmaterial bietet dazu etwa sein Film Liebe mich und siehe am Freitag – oder jeder andere der vielen gegenwärtig im 3001 laufenden südamerikanischen Filme.
3001-Kino drk
Der Titel führt in die Irre, denn in dem Film Männer machen Männer an von Jürgen Lossau und Claudia Reichmuth geht es gar nicht um private Kontaktaufnahme mit sexuellem Endzweck. Statt dessen werden Männer bei der Arbeit beobachtet, die mit Sex ihren Lebensunterhalt verdienen. Recht gering war zunächst die Resonanz, die Jürgen Lossau erhielt, als er die Produzenten amerikanischer Schwulenpornos bat, dem Entstehungsprozeß ihrer Werke beizuwohnen. Was er dann an Szenen drehen durfte, reicht hin, um die Diskrepanz zwischen den Phantasien der Betrachter und der entmythisierend profanen Einstellung der Darsteller zu illustrieren. Nicht zuletzt präsentiert der Film auch ein archetypisches Stück US-Amerika: den gläubigen Staatsanwalt aus Miami, der in seiner Wohnung neben Polizistenpornos auch religiöse Kinderfilme produziert.
tgl., Alabama könig
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen