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Hamburger Kino-Tips

Kirchentag – darum kommt man wohl nicht herum. Das Abaton jedenfalls ging in die Offensive und zeigt bis Samstag ein Sonderprogramm, das 31 Filme umfaßt. Besonders bemerkenswert: der Regisseurs-Auftrieb am Allendeplatz. Am heutigen Donnerstag kommen Lars Becker und Wim Wenders, morgen kommt Hark Bohm, und Samstag drücken sich Rolf Schübel, Matthias Glasner, Monika Treut sowie Wilhelm Rösing die Klinke in die Hand.

Heute, 15. 6., bis Sa, 17. 6., Abaton

Was ist in der heutigen Medienwelt die größte Provokation? Vielleicht dies: Eine Tat zu begehen, sie auch nicht zu leugen, sie aber weder zu rechtfertigen noch zu erklären. Das ist ein zentrales Motiv in dem niederländischen Film Die Stille um Christiane M., in dem drei sich unbekannte Frauen einen Boutiquen-Besitzern erst ermorden – und sich dann über die Tat ausschweigen.Sa, 17. 6., + So, 18. 6., B-Movie

Stéphane Hessel kann schon auf ein erstaunliches Leben zurückblicken. Geboren wurde er 1917 in Berlin. 1937 nimmt er die französische Staatsbürgerschaft an, während der deutschen Besatzung wird er verhaftet und überlebt das KZ Buchenwald nur durch einen Trick. Nach dem Krieg dann wird er einer der führenden Diplomaten Frankreichs, der im Auftrag der Uno Aufträge in der ganzen Welt übernimmt. Über diesen erstaunlichen Menschen haben Antje Starost und Hans-Helmut Grotjahn ihr Porträt Der Diplomat gedreht. Noch ein Schmankerl zum Schluß: Stéphane Hessels Eltern Franz und Helen lieferten zusammen mit dem Dritten im Bunde, Henri-Pierre Roché, das Vorbild zu Truffauts Klassiker Jules und Jim. Als Film des Monats läuft Der Diplomat im Metropolis. Mi, 21. 6., Metropolis

Winfried Müller hat in den 50er Jahren für die algerische Unabhängigkeitsbewegung FLN eine besonders geschickte Kampfweise erdacht: Er warb die deutschen Söldner in Diensten der französischen Fremdenlegion einfach wieder ab und schickte sie nach Hause. 3700 Kämpen folgten der Aktion, die Erika Fehse in dem 80minütigen Film Si Mustapha Müller dokumentierte. Di, 20. 6., Filmclub CinemaTri im Museum für Völkerkunde

„Seit meinem Studium faszinieren mich Propagandafilme.“ Der das sagt, ist Jude, Filmemacher und hat einen Film gemacht über einen der perfidesten Propagandafilme, die jemals gedreht wurden. Terezin Diary von Dan Weissman setzt sich mit Der Führer schenkt den Juden eine Stadt auseinander. Damals war ein jüdischer Regisseur gezwungen worden, das Nazi-Vorzeige-KZ Theresienstadt in günstigem Licht zu porträtieren, dann wurde der Regisseur noch vor der Uraufführung des Streifens ermordet. Die Hinterhältigkeit dieses KZs, das sich nach außen hin als Stätte der Kultur gab, enthüllte sich Weissman, wie er in einem Interview formulierte, in der Begegnung mit einem Überlebenden sowohl von Auschwitz als auch von Theresienstadt: „Als er über die Kriegsjahre sprach, sagte er einmal ...: ,Auschwitz war einfach. Du bist aus dem Zug gestiegen und wußtest, was hier passiert. Aber Theresienstadt', und es war die Art, wie er ,Aber Theresienstadt' sagte, das gab mit eine Ahnung davon, wie perfekt organisiert der Betrug in Theresienstadt war, aber auch, wie groß der Selbstbetrug dort gewesen sein muß.“ Heute, 15. 6., Lichtmeß

Kann ein Film, der so heißt, ganz schlecht sein? Eine Dame im Auto mit Brille und Gewehr, so heißt ein Krimi, den Anatole Litvak 1969 in Frankreich um die Privatsekretärin eines Werbemanagers gedreht hat. Ob er gut ist, läßt sich zu später Stunde im Zeise überprüfen. Mo, 19. 6., Zeise drk

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