: Hamburger Kino-Tips
Eine gerade Rechte, eine angetäuschte Linke. Kampf dem Zahndrachen und Drogendämonen. „Liebe Kinder, putzt euch immer schön die Zähne. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe da auch so einen kariösen Kerl“, sagt der König der Boxer in die Kamera und fummelt dazu nicht gerade anmutig in seinen Backentaschen herum. Muhammad Ali vor dem Kampf gegen George Foreman, dessen Ausgang sich alle Zukunftsgucker als einen fürchterlichen Ali- Fleischsalat ausmalten. Doch der Mann mit dem großen Maul taktiert, täuscht, tanzt und gewinnt. Für alle, die den Dokumentarfilm When We Were Kings verpaßt haben, läuft er jetzt noch einmal im Fama.
Fr, 11.7. und So 13.7 um 22.30 Uhr, Di, 15.7. und Mi.16.7. um 20.15 Uhr, Fama
Ein Zigeunerdorf im Süden Jugoslawiens: Perhan (Johnny Depp) lebt bei seiner Großmutter Baba, die ihm die Welt aus dem Kaffeesatz ihrer Rätsel- und Vorfahrenliebe erklärt. Eines Tages taucht Ahmed im Dorf auf. Eine parasitäre Dreckschleuder, die sich mittels Prostitution, Diebstahl und Hehlerei preiswerten Stolz und scheinewedelndes Mackergehabe zugelegt hat. Perhan steigt ein in die schmuddeligen Geschäfte, in der Hoffnung, daß Ahmed sein Versprechen hält und die Operation für Perhans gehbehinderte Schwester finanziert. Mit Anleihen bei Tarkowskij und Fellini entspannt Emir Kusturica in Time of the Gypsies einen eindrucksvollen Bilderbogen rund um Geheimnis und Lügen, Schuld und Schicksal.
ab heute bis So, 13. Juli, jeweils 20 Uhr, 3001
Ein französischer Bohémien kommt in die USA. Doch ohne Green Card keine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung. Eine Frau muß also her zum Heiraten. Und damit Gérard Depardieu und Zweckfrau Andie McDowell den Behörden ihre gegenseitige Entzücktheit und vehement behaupteten Eheabsichten entsprechend verkaufen können, muß eine gemeinsame Geschichte her. Gefakete Fotos vom letzten Skiurlaub und anstrengende Vertraulichkeit, die natürlich auf halber Strecke die wirkliche Leidenschaft einholt.
Sa, 12. Juli, 22.30 Uhr, St.Pauli- Kirche am Hein-Köllisch-Platz
Frisch über die USA aus Ungarn eingereist, beginnt Gabor Altorjay seinen ersten Film Tscherwonez, der einen russischen Matrosen verfolgt, den wiederum der KGB, obskure Waffenhändler und schließlich eine Kamera verfolgen. Außerdem zeigt das Abaton Pankow '95 von Altorjay. In einer Nervenheilanstalt nimmt sich der Patientenaufenthalt wie eine Art Tod des Jean-Paul Marat-Inszenierung aus. Eine bitterböse wie poetische Ost-West-Allegorie mit Hyperventilator Dieter Thomas Heck als Irrenarzt und Udo Kier.
„Tscherwonez“, 13. und 14. Juli um 22.45 Uhr, 15. 7. um 17 Uhr / „Pankow '95“, 14.7. um 17 Uhr, 15. und 16.7. um 22.45 Uhr, Abaton
Eine Überfahrt, die keiner vergißt: Als blinde Passagiere wirbeln die Marx-Brothers auf See sämtliche Richtlinien für ein geordnetes Leben an Bord durcheinander. Das anarchische Quartett frönt seiner Lust an der Zerstörung, und die Verwüstungen und Trümmerlandschaften, die ein ausgiebiger Atlantik-sturm anrichten kann sind ein Klacks dagegen.
heute, 19 Uhr, Metropolis
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