: Hamburger Kino-Tips
Daß sich über schlechten Geschmack durchaus streiten läßt, kann man oben auf dieser Seite anhand der Ed-Wood-Klassiker erfahren. Nun hat der Meister aber natürlich noch mehr Filme gedreht als Glen Or Glenda, Bride Of The Monster oder Plan 9. Im Jahre 1961 etwa schuf er den Streifen Sinister Urge, den das Fama-Kino zum erstenmal überhaupt in Hamburg zeigt. Wenn wir es recht verstanden haben, möchte Ed Wood hierin ganz ernsthaft die Gefahren der Pornografie demonstrieren. Jedenfalls verwandeln sich ganz normale Jugendliche in sexbesessene Mörder. Do, 20. 7. – So,23. 7.; Fama
Aber natürlich gibt es auch in dieser Kinowoche ein filmisches Leben neben Ed Wood. Was das 3001-Kino etwa in den Spätvorstellungen zeigt, hat damit nun wirklich gar nichts zu tun. Dort laufen die Filme Blue und Caravaggio des britischen Regisseurs Derek Jarman, der im vergangenen Jahr Opfer des HIV-Virus wurde. Aids und Abschied vom Leben einerseits; Eros, Außenseitertum und Kunst andererseits. Bestimmt kein leichter Stoff, aber wer will den schon immer und überall? „Blue“: Do, 20. 7. – Sa, 22. 7.; „Caravaggio“: So, 23. 7. – Mi, 26. 7.; 3001-Kino
Eigentlich wäre er keiner besonderen Erwähnung wert, Nicolas Roegs Film Wenn die Gondeln Trauer tragen, dafür haben wir ihn schon oft genug gesehen (oder verpaßt). Im Metropolis aber läuft er im Rahmen der Reihe mit Wunschfilmen zum Thema Erotik, und das gibt uns Gelegenheit, darauf zu verweisen, wie gelungen die eine Liebesszene ist, die dieser Film enthält. Julie Christie und Donald Sutherland lieben sich in einem durch Kamerabewegungen und Schnitt in ein einziges Fließen und Gleiten verwandelten Moment. Die Szene hat nichts Voyeuristisches, dafür aber sehr viel Anmut. Do, 20. 7. – Sa, 22. 7. + Mi, 26. 7.; Metropolis
Als Pier Paolo Pasolinis Film Die 120 Tage von Sodom in die Kinos kam, das war im Jahr 1976, vibrierten die ästhetischen Debatten. Daß die Mehrzahl der wohlmeinenden Konsumenten ihn schlichtweg als Schund empfand, braucht wohl nicht eigens erwähnt zu werden. Es gab aber auch eine ganze Reihe ernsthafter Stimmen, denen Pasolini hier zu weit gegangen war. Schließlich bezieht sich Pasolinis Verfall der Sitten hier nicht nur auf den Faschismus, sondern auch auf die Nachkriegsepoche. Umstritten ist der Film eigentlich bis heute geblieben. Das Zeise-Kino zeigt ihn im Rahmen der Reihe „100 Filme zu 100 Jahren Kino“. Mo, 24. 7.; Zeise
Zum Schluß doch noch einmal Ed Wood, wenn auch nur als Umweg. Parallel zu Tim Burtons Hommage zeigt das Abaton nämlich Filme des Ed-Wood-Darstellers Johnny Depp. In dieser Kinowoche laufen Benny and Joon, in dem sich Johnny Depp in der Rolle eines vermeintlich Verrückten austoben darf, der aber dann natürlich doch eine viele offenere und sensiblere Wahrnehmung hat als die sogenannten Normalen. Wenn wir uns recht erinnern, parodiert Johnny Depp in einer Szene Charlie Chaplin. Und es läuft Gilbert Grape, an den wir uns alle natürlich noch sehr gern und vor allem auch sehr gut erinnern. „Benny und Joon“: Do, 20. 7. + Fr, 21. 7., „Gilbert Grape“: Sa, 22. 7., So, 23. 7. + Mi, 26. 7.; Abaton drk
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