piwik no script img

Hamas für Gewalt

Organisation kündigt weitere Angriffe an. Bundesaußenminister Fischer wirbt in arabischen Staaten um Unterstützung für Waffenruhe

GAZA-STADT/JERUSALEM rtr/dpa/afp ■ Im Konflikt mit Israel lehnt die Widerstandsbewegung Hamas den Gewaltverzicht ab, zu dem Palästinenserpräsident Jassir Arafat aufgerufen hat. Hamas werde Israel nicht nur in den besetzten Gebieten bekämpfen, sagte das Hamas-Führungsmitglied Mahmud Sahar gestern. Er widersprach Überlegungen in seiner Organisation, Israel selbst zu schonen, nachdem dort am Freitag ein Selbstmordattentäter der Hamas 20 Menschen getötet hatte. Das veranlasste Palästinenserpräsident Jassir Arafat, sich der zwei Wochen alten Absichtserklärung Israels anzuschließen, möglichst keine Gewalt mehr anzuwenden.

Um Sicherheitsgespräche zwischen Israelis und Palästinensern zu führen, wird der Direktor des amerikanischen Geheimdienstes CIA, George Tenet, heute noch im Nahen Osten eintreffen. Er war bereits im Oktober in dieser Funktion aufgetreten und gilt als erfahrener Vermittler.

Unterdessen hielt die von Arafat ausgerufene Waffenruhe in den Palästinensergebieten an. In der Nacht zu gestern wurde aus dem Gaza-Streifen kein Zwischenfall gemeldet. Im Westjordanland wurden in einem Fall Schüsse militanter Palästinenser auf einen Konvoi israelischer Militärfahrzeuge registriert.

Der PLO-Politiker Hussein al-Scheich sagte gestern, die Waffenruhe werde eingehalten. Arafat habe die Lage „vollständig unter Kontrolle“. Gestern jedoch schossen israelische Soldaten auf palästinensische Studenten, die versuchten, eine Straßensperre bei Ramallah im Westjordanland zu durchbrechen, um zur Bir-Zeit-Universität zu gelangen. Zuvor hatte Israel Arafat einen Flug mit dem Hubschrauber von Ramallah in den Gaza-Streifen untersagt. Der israelische Minister für Telekommunikation, Reuven Rivlin, sagte, mit dieser Maßnahme solle zusätzlicher Druck auf Arafat ausgeübt werden, gegen die „Drahtzieher des Terrorismus“ vorzugehen.

Bundesaußenminister Joschka Fischer hat in Ägypten und Jordanien um arabische Unterstützung für den Nahost-Friedensprozess und die von Arafat verkündete Waffenruhe geworben. Gleichzeitig forderte der Außenminister ein größeres Engagement der Europäer im Nahost-Friedensprozess. Um eine Lösung des Konflikts zu erreichen, brauche es zudem noch mehr Koordination zwischen der EU und den USA.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen