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Hamadi–Bruder zufällig festgenommen

Düsseldorf (dpa) - Der mutmaßliche Flugzeugentführer Mohammed Ali Hamadi ist den deutschen Sicherheitsbehörden eher zufällig Anfang Januar 1987 auf dem Frankfurter Flughafen ins Netz gegangen. Zollbeamte schilderten am Dienstag im Prozeß gegen seinen 29jährigen Bruder Abbas Ali Hamadi vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht, daß erst bei einer Nachkontrolle ein Zöllner bemerkte, daß der Paß des Mannes offenbar gefälscht worden war. So wurde Mohammed Hamadi zunächst festgenommen. Der hochbrisante Inhalt von vier bauchigen Weinflaschen - sie enthielten Flüssigsprengstoff - wurde von Hamadi als „Anis–Schnaps“ deklariert. Die Zollbeamten machten eine „Brennprobe“: Ein Papierstreifen wurde in den „Schnaps“ getaucht und dann angezündet - er verpuffte sofort. „Ein Zeichen dafür, daß das Sprengstoff war - aber es war nicht bekannt, daß der so gefährlich ist!“, schilderte ein Beamter. Erst am nächsten Tag im Asservatenraum des Zolls stellten Spezialisten des BKA fest, wie gefährlich die Flüssigkeit wirklich war: Methylnitrat - ein Gemisch mindestens so gefährlich wie Nitroglyzerin. Abbas Hamadi wirft die Bundesanwaltschaft im Düsseldorfer Prozeß Nötigung der Bundesregierung vor. Durch die Entführung des Hoechst–Manager Rudolf Cordes und des inzwischen freigelassenen Siemens–Technikers Alfred Schmidt sollte laut Anklage die von den USA beantragte Auslieferung seines Bruders Mohammed an die USA verhindert werden. Ein 25jähriger Libanese sagte vor Gericht aus, Abbas Hamadi habe ihm 14 Tage nach dem Ende des Geiseldramas um die entführte TWA–Maschine erzählt, daß sein Bruder Mohammed „mit der Entführung was zu tun hatte“.

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