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Hajen will beim Sparen sparen

■ Vertrauliche Drucksache: Jede dritte Uni-Stelle soll wegfallen / Streckung der Sparauflage bis 2002 / Zu wenig Studienplätze ab 2007 Von Kaija Kutter

Geht es nach Wissenschaftsenator Leonhard Hajen, so wird die Sparauflage für die Uni und die übrigen Hamburger Hochschulen bis zum Jahr 2002 gestreckt. Außerdem soll die Sparquote, die der Senat der Behörde für Wissenschaft und Forschung (BWF) für die Jahre 1996 und 1997 aufgedrückt hat, um 5,1 Millionen Mark gesenkt werden. Das geht aus einer vertraulichen Senatsdrucksache hervor, über die Hamburgs Regierung demnächst befinden wird.

Derzeit ist geplant, im Wissenschaftsressort bis Ende 1997 Stellen im Umfang von 26,4 Millionen Mark abzubauen, eine Sparquote, die mit 16 Prozent doppelt so hoch ist wie der Anteil der BWF am Gesamtetat der Stadt. Dieses wäre nur bei „Inkaufnahme von schwersten Störungen“ des Lehrbetriebs möglich, heißt es in der Vorlage aus Hajens Behörde, die der taz vorliegt.

Nachdem der SPD-Politiker Hajen im Vorjahr der Uni im Hauruck-Verfahren 60 Professorenstellen abpreßte – und dafür in der Öffentlichkeit reichlich Prügel bezog – findet die neuerliche Sparrunde offenbar mit anderer Rollenverteilung statt. Wenn überhaupt, so das Fazit des umfangreichen Papiers, sei die Einsparung von 21,3 Millionen Mark möglich. Und dies auch nur in angemessener Zeit.

Für die Uni und die Fachhochschule, die den größten Teil der „Abwuchsrate“ erbringen sollen, werden die nächsten Jahre trotzdem bitter. Denn für 1996 und –97 kommen „Vorbelastungen“ in Höhe von knapp 7 Millionen Mark hinzu, zum Beispiel die Übernahme von Stellen aus dem Hochschulsonderprogramm I, die ebenfalls kompensiert werden müssen.

Formal entspricht Hajen damit den Forderungen, die Uni-Lobbyisten seit Monaten an ihn richten: Wenn schon eine Verkleinerung der Hochschulen, dann müsse dies geplant vonstatten gehen. Die Uni hielt in ihrem im Oktober vorgelegten Strukturentwicklungsplan den Abbau jeder vierten freiwerdenden Stelle für vertretbar. Die Wissenschaftsbehörde will dieser Variante „letztlich nicht folgen“, heißt es in dem Papier, die Streichung jeder dritten Stelle sei eine „gerade noch zu bewältigende Belastung“.

Wichtigster Parameter des Hajen-Plans ist die Zahl der Studienanfängerplätze, von denen als „Minimallinie“ 11.000 pro Jahr erhalten bleiben müssen, um wenigstens die Hamburger Abiturienten und 20 Prozent der Umlandkinder zu versorgen. Deshalb wären zusätzlich zu den bereits in diesem Jahr abgebauten Plätzen 740 weitere verzichtbar. Eine kühne Kalkulation: Denn zugleich prognostiziert die BWF, daß im Jahr 2007 nicht mal mehr genug Plätze für die Landeskinder dasein werden.

Konkret soll die Uni laut BWF-Papier 75 Professorenstellen, 83 Stellen beim technischen Personal und 42 Arbeitsplätze in der Verwaltung abbauen. Die Fachhochschule ist ähnlich stark getroffen mit 20 Professoren, sieben Infrastrukturstellen und acht beim Verwaltungspersonal. Mit einem prozentualen Abbau von je zwei Prozent sind Musik- und Kunsthochschule dabei; die Kapazität der Hochschule für Wirtschaft und Politik würde um elf Prozent reduziert.

Es sei zu begrüßen, daß Hajen nun einsieht, welche „katastrophalen Folgen das Festhalten am bisherigen Kürzungskonzept hat“, kommentierte gestern der GAL-Politiker Martin Jörß das Papier. Die Lösungsvorschläge blieben aber „halbherzig“ und würden die Situation an den Hochschulen nicht ausreichend entschärfen. Auch warte die GAL gespannt ab, inwieweit sich Hajen diesmal im Senat werde durchsetzen können.

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