: Hafenstraße: Ein Weg zur Normalität?
■ Senat soll die Häuser noch in diesem Jahr an die Genossenschaft übertragen
Noch vor Jahresfrist wollen die BewohnerInnen der Hafenstraße ihre Häuser in die Obhut der Genossenschaft St.Pauli Hafenstraße übertragen sehen – diese Forderung richteten Mitglieder der Genossenschaft am Mittwoch an den Senat. Es stünden dringende Sanierungsarbeiten an: „Die Zeit drängt, der Winter steht vor der Tür“, so ihre Mahnung. Deshalb müßten die Verhandlungen um eine Überschreibung der Gebäude und der Freiflächen bald beginnen.
Als „unglaublichen Skandal“ bezeichnete Joachim Katz, Vorstandsmitglied der Genossenschaft und Jugendrichter, daß der Senat in den vergangenen drei Jahren rund 4,9 Millionen Mark an eine Abbruchfirma gezahlt hat, um im Ernstfall einen schnellen Abriß der Gebäude sicherzustellen. Aus diesem Grund hätten die BewohnerInnen vor drei Monaten die Mietzahlungen an die Hafenrand Gmbh (Eigentümerin der Häuser) eingestellt; den monatlichen Mietzins von rund 15.000 Mark zahlen sie auf ein Konto der Genossenschaft.
Ein weiterer Beleg dafür, daß die Hafenrand GmbH „nicht zur Normalität zurückkehren wolle“, ist für Katz, daß diese trotz der geleisteten Mietzahlungen seit 1991 für die Instandsetzung der Gebäude keine müde Mark gezahlt habe. Notwendige Reparaturen seien von den BewohnerInnen geleistet worden.
Die Summe ihrer unbezahlten Selbsthilfearbeiten beläuft sich nach Angaben von Architekt Günter Trommer inzwischen auf rund 1,2 Millionen Mark. „Ohne diese Arbeiten“, so Trommer, „würden die Häuser heute nicht mehr stehen.“
„Mietverträge haben in der Vergangenheit immer dazu gedient, uns zu knebeln“, betonte Bewohnerin Moni Siegmund, daher würden sie weitere Verträge mit der Stadt ablehnen. Die Genossenschaft mit ihren 650 Mitgliedern könne als Verwalterin der Häuser deren Erhalt mit der „Möglichkeit des selbstbestimmten Lebens und in guter Nachbarschaft mit den Bürgern von St. Pauli gewährleisten“ so Katz. taz/dpa
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