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■ KommentarHärtefall Medizin

Das Gesundheitswesen darf nicht dem Diktat von Angebot und Nachfrage ausgesetzt werden? Sonst drohen nicht nur soziale, sondern auch noch medizinische Härten? Die Thesen des Hamburger „Krachschlags“ klingen ein wenig, als würde da gerade das Rad neu erfunden. Doch muntern derzeit wohl nur Maximalforderungen die dröge Gesundheitspolitik etwas auf.

Blöd für die großen Gesundheitsreformer in Bonn und auch in Hamburg, daß sie ständig gegen den medizinisch-technischen Fortschritt ansparen müssen: Zwar werden die Behandlungsmöglichkeiten immer besser, nur will sie niemand mehr finanzieren – und das ist nicht nur ein Umverteilungsproblem.

Wer läßt sich in jungen studentischen Jahren nicht gerne von den Privatkassen günstige und großartige Leistungen (Gebißvergoldung!) versprechen? Die privaten Krankenversicherer können dann in aller Ruhe abwarten, bis das jung-gesunde Volk zum gutverdienenden Akademikerstand gehört und gerne und viel für ein Einzelzimmer im Krankenhaus zahlt. Während die AOK sich um Junkies kümmern darf.

Aber es gibt Hoffnung: ÄrztInnen. Seitdem sie Umsatzeinbußen, ja, Arbeitslosigkeit befürchten müssen und ihre Probleme nicht mehr vom Steuerberater gelöst werden können, beginnen sie, Protestpotential freizusetzen. Wo also bleiben die konzertierten Aktionen von Ärzte-, Pfleger- und Patientenschaft gegen die Privatkassen, für Methadonfreigabe, für die staatliche Förderung medizinischer Basisprojekte? Wir warten auf Demos von Tausenden weißer Kittel und darauf, daß es Operationsabfälle aufs Rathaus kübelt. Ulrike Winkelmann

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