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Hängepartie im Parlament?

Noch zu Beginn des dreiwöchigen Wahlkampfes in Großbritannien hatte die Konservative Partei gehofft, allein mit dem Ausspielen der bewährten patriotischen Karte ihren Vorsprung aus den Meinungsumfragen sicher nach Hause zu bringen. Doch obwohl Labour als Sicherheitsrisiko abgestempelt wurde, gelang es der Partei, die Agenda des Wahlkampfes in einem erstaunlichen Ausmaß mitzubestimmen. Mehr als ihnen lieb war, mußten die Konservativen über Arbeitslosigkeit und Renten diskutieren, mußte Frau Thatcher peinliche Fragen zu ihren weiteren Privatisierungsplänen im Erziehungs– und Gesundheitswesen beantworten. Resultat dieser unverhofften Renaissance der unter den Tories schon beinahe vergessenen Idee von der kollektiven Fürsorge für die schwächeren Glieder der Gesellschaft sind widersprüchliche Meinungsumfragen. Während landesweite Umfragen den Konservativen weiterhin einen deutlichen Vorsprung von bis zu 13 Prozent einräumen, zeichnen gezielte Polls in den sogenannten „Marginals“ (Wahlkreise, in denen zwei oder drei Kandidaten eine Chance haben) ein ganz anderes Bild. Ihnen zufolge kön so müßte die Zahl der Thatcher– Fans allerdings schon unter die 38–Prozent–Grenze fallen, um das von der Opposition erstrebte „hung parliament“ - eine parlamentarische Hängepartie - herbeizuführen. Doch gerade die Aussicht auf ungeklärte Mehrheitsverhältnisse mit ihren unwägbaren Koalitions– oder Tolerierungsvereinbarungen dürfte die an ihr traditionelles Zweiparteiensystem gewohnten Briten am Ende dann doch wieder in das konservative Lager treiben. Auch das von einer Gruppe von Thatcher–Gegnern propagierte „Taktische Wahlverhalten“, d.h. die Stimmabgabe für den im jeweiligen Wahlkreis voraussichtlich bestplazierten Anti– Thatcher–Kandidaten, dürfte sich morgen in den Wahlkabinen kaum zu einer großen Bewegung ausweiten. Viele der traditionellen Labour–Wähler trauen der wankelmütigen Allianz und vor allem David Owen zu, sich am Ende mit der verhaßten Lady statt mit Labour zu arrangieren. So bleibt denn auch Labours größte Hoffnung ein knapper Wahlausgang, der unklare Mehrheitsverhältnisse schafft, so daß über kurz oder lang Neuwahlen nötig werden.

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