■ Kommentar: Hände weg
Seine Pläne für den „Sport-Dome“, eine Miniatur-Ausgabe des jetzt geplanten „Arena-Parks“, mußte St. Pauli-Präsident Heinz Weisener nach massiven Protesten von AnwohnerInnen und Fans zurückziehen. Die „Neue Flora“ erwies sich im Schanzenviertel als politisch nicht durchsetzbar und löste selbst in der neuen Heimat am Holsten-Bahnhof eine der größten Straßenschlachten der Hamburger Geschichte aus.
Doch Beides werden nur ein laues Vorspiel zu dem gewesen sein, was uns erwartet, sollte der Senat grünes Licht für die Doppel-Mehrzweckhalle auf der Glacischaussee geben. Die Prophezeiung fällt nicht schwer: Die Hansestadt wird eine Auseinandersetzung erleben, von der sie sich so schnell nicht wieder erholen wird.
Dabei geht es nicht (nur) um ein Alles-soll-doch-bitteschön-beim Alten-bleiben. Die Negativ-Folgen der Mammut-Arena für Schanzen- und Karo-Viertel, aber auch die ganze Stadt sind immens. Eine 70.000 Zuschauer-Halle wird Verkehrsströme weit aus dem Umland anziehen, die von der Metropole nicht zu bewältigen sind. Die teuren Ladenpassagen werden einen Verdrängungswettbewerb auslösen, der das gesamte Umfeld verändern wird. 50.000 HSV-Fans am Millerntor: Eine Vorstellung, die jedem Innensenator schlaflose Nächte bereiten wird.
Daß mit den Wallanlagen eine der letzten City-Grünanlagen beschnitten und der Hamburger Dom künftig aufgrund mangelnder Flächen kräftig abspecken wird, sind weitere Auswirkungen, die das Gesicht der Elb-Metropole negativ verändern werden. Deshalb gibt es nur eine Devise: Hände weg von der Arena.
Marco Carini
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen