HAUS AM KLEISTPARK : Taille aus Schatten
Das Bild hat Konjunktur. Gerade zitierte Rolando Villazón die „Violon d’Ingres“, Man Rays berühmten Rückenakt von Kiki de Montparnasse, in seiner Inszenierung von Giacomo Puccinis „La Ronine“ in der Deutschen Oper. Da trifft man jetzt im Haus am Kleistpark erneut auf die „Violon d’Ingres“.
Der aus Los Angeles stammende Fotograf James Higginson, der seit 2004 in Berlin lebt, hat hier seine Einzelausstellung „Behold“ – und sich dafür seinen besonderen Reim auf das berühmte Bild gemacht. Denn nun gehört der Rücken einem Mann und statt der f-Löcher der Streichinstrumente ist er einfach derart schwarz verschattet, dass er eine weibliche Taille erhält.
Das Bild gibt es zweimal, jeweils wie in einer Seitenkapelle sehr sakral in einen eigenen kleinen Raum gehängt. Dazwischen spannt sich der Reigen der Bilder, in denen Higginson das Bild des Mannes durchexerziert. Für „Hollywood Dresses“ (2008) schlüpfen Männer in Kleider aus B-Movies, während „Goth“ (2009) Porträts zeigt, die während des Leipziger Festivals entstanden. Eindrucksvoll, weil gar nicht so weit weg von Goth und Drag: „Black Shields“ (2012/14), eine Serie junger Georgier im traditionellem Kriegerkostüm. WBG
■ Bis 10. Mai, Grunewaldstr. 6/7, Di–So 11–18 Uhr