piwik no script img

Archiv-Artikel

Gyula Trebitsch tot Ein Zeuge des Jahrhunderts

Von aldi

91-jährig ist gestern der Film- und Fernsehproduzent Gyula Trebitsch in Hamburg gestorben. Das teilte der NDR unter Berufung auf die Familie des Verstorbenen mit. In einer ersten Reaktion sprach Intendant Jobst Plog von Trebitsch als einem „Mittelpunkt der norddeutschen Medienszene“, dessen Kreativität der Sender „viel zu verdanken“ habe. An den NDR hatte Trebitsch Ende der 50er Jahre die Mehrheit seiner Produktionsfirma „Real-Film“ veräußert. Daraus wurde wenig später „Studio Hamburg“, dessen Geschicke Trebitsch bis in die 80er Jahre hinein mitbestimmte.

Geboren in Budapest, brachte der gelernte Filmvorführer Trebitsch Mitte der 30er Jahre seine ersten Produktionen zum Erfolg und arbeitete bis zu deren „Arisierung“ im Jahre 1938 bei der Ungarischen UFA. Anders als zwei seiner Brüder überlebte er Zwangsarbeit und mehrere Konzentrationslager. Er blieb in Deutschland, als seine Eltern nach Israel auswanderten. Nach seiner Befreiung verschlug es Trebtisch 1945 ins schleswig-holsteinische Itzehoe, wo er zunächst auch zwei Kinos betrieb.

In Hamburg war er 1947 Mitbegründer der „Real-Film“, in den 50ern eine der erfolgreichsten Produktionen der jungen Bundesrepublik. Früher als seine Mitbewerber erkannte Trebitsch die Potenziale, die das aufstrebende Fernsehen bot. Das beschied ihm – wie auch seiner Tochter, der Filmproduzentin Katharina – länger anhaltenden Erfolg als etwa seinem einstigen Partner bei „Real-Film“, Walter Koppel. Für sein Lebenswerk erhielt Trebitsch vor fünf Jahren den deutschen Filmpreis sowie für seine Verdienste um die deutsche Filmwirtschaft 2003 die SPIO-Ehrenmedaille.

Die Nachricht vom Tode Trebitschs sorgte für Bestürzung im Hamburger Medien- und Kulturbetrieb, aber auch in der Politik. So beklagte Filmfest-Leiter Albert Wiederspiel, die Branche habe eine Vaterfigur verloren. Ein „Herz für Künstler“ und das „richtige Gespür für Stoffe“ bescheinigte ihm Studio-Hamburg-Geschäftsführer Martin Willich. Kultursenatorin Karin von Welck sprach von einem „Vater des deutschen Kino- und Fernsehfilms“, der auch „ein maßgeblicher Zeuge des vergangenen Jahrhunderts“ gewesen sei.

Trebitsch habe die Filme geschaffen, „welche die Deutschen in den schweren Jahren des Wiederaufbaus wieder träumen und lachen ließen“, teilte Bürgermeister Ole von Beust mit. Die Stadt, an deren Entwicklung „zu einer bedeutenden Medienmetropole“ Trebitsch maßgeblich Anteil gehabt habe, werde „seinen Namen in Ehren und die Erinnerung an ihn lebendig halten“, so von Beust. aldi