wieland im umland : Guter Mann, falsches Profil
Wenn Politiker in Berlin nichts mehr werden können, gehen sie nach Brandenburg. Warum nicht. Im Falle Jörg Schönbohms etwa hat das ja wunderbar funktioniert.
KOMMENTAR VON HEIKE HOLDINGHAUSEN
Als der Exinnensenator Berlins im Wahlkampf 99 für eine fremdelnde brandenburgische CDU über die Dörfer tingelte, sagte man ihm ein grandioses Scheitern voraus. Heute schielt er als erfolgreicher Innenminister auf den Posten des Ministerpräsidenten und ist fast so beliebt wie Amtsinhaber Matthias Platzeck.
Das Beispiel Schönbohm liefert aber gleich die Erklärung dafür, warum Wolfgang Wieland es schwer haben wird in Pritzwalk, Cottbus und Templin. Deutliche Worte über Recht und Ordnung kommen dort nämlich gut an. Schönbohm muss keine Angst vor einem Konkurrenten haben, der vor allem für linksliberale Innen- und Rechtspolitik steht.
Dabei braucht der Landtag in Potsdam dringend eine buntere Opposition, egal ob die künftige Regierung rot-schwarz bleibt, was wahrscheinlich, oder rot-rot wird, was möglich ist. Die Ideen der beiden Volksparteien sind sich zu ähnlich, die PDS hat erst gar keine. Darum ist Politik in Brandenburg so reizlos.
Die Grünen könnten da durchaus Akzente setzen, gegen die geplante Aufweichung des Naturschutzgesetzes und für eine innovative Landwirtschaftspolitik trommeln, sich in die konzeptionslose Bildungspolitik einmischen oder den Wechsel zur vermehrten Mittelstandsförderung beschleunigen. Bei den Kommunalwahlen vergangenen Herbst haben es die Grünen nicht mal auf zwei Prozent geschafft. Der Innen- und Rechtspolitiker Wieland dürfte kaum das richtige Profil besitzen, sie über die Fünfprozenthürde zu hieven. Immerhin hat er Mut.