: Guten Klang mit gutem Gewissen verbinden
■ Der Flötenbauer Mollenhauer kooperiert mit dem WWF
Fulda (taz) – Die Conrad Mollenhauer GmbH suchte nach einer Lösung für ihr Tropenholzproblem. Jetzt experimentiert der Flötenbauer aus dem hessischen Fulda kostspielig mit neuen Hölzern, handelte mit dem WWF einen Lizenzvertrag aus und wird wahrscheinlich erster deutscher Träger eines FSC-Logos.
Der Forest Stewardship Council oder Weltforstrat, der das Gütesiegel ausstellt, will damit die „Lücke zwischen verantwortungsvollen Erzeugern und Verbrauchern von Waldprodukten weltweit schließen“. Das FSC-Logo soll die unübersehbare Fülle der Pseudo-Etiketten auf Holzprodukten endgültig ersetzen.
Für Deutschland hat sich der WWF dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben. Da kam ihm die Anfrage des Fuldaer Unternehmens nach verantwortlich produziertem Tropenholz gerade recht. Zur Bewertung der Glaubwürdigkeit des potentiellen Lizenzpartners hatte der WWF die Mitarbeiterin der Panda-Fördergesellschaft, Patricia Graf, und den Umweltschutzreferenten Bernard Bauske nach Fulda geschickt. Die beiden verstehen sich nicht als Kontrolleure, sondern als potentielle Partner. Bauske: „Wir sind keine Zertifizierer.“
Trotzdem ließen sie sich Firmenhistorie, Geschäftspolitik und Mitarbeiterführung ebenso erläutern wie Abfalltrennung, Papierverwendung und Energieeinsatz. Geschäftsführer Joachim Kunath demonstrierte alle Abschnitte der Produktion vom Holzeingang bis zur fertigen Verpackung einzelner Flöten. Insgesamt muß Mollenhauer „vergleichsweise besser abschneiden als entsprechende Wettbewerber“, wie es im Anforderungsprofil „Grundlagen der Zusammenarbeit des WWF mit Industrie und Wirtschaft“ heißt. Auch die kritischen Themen kommen auf den Tisch, beispielsweise der Zwang, aus Wettbewerbsgründen im untersten Preissegment nicht auf Kunststoff verzichten zu können.
Die Arbeit der Panda-Fördergesellschaft ruht auf drei Säulen: Beschaffung von Firmengeldern zur Finanzierung von Naturschutzaufgaben, Entwicklung hin zu umweltverträglicherem Wirtschaften und Bewußtseinsbildung, um „einen Wertewandel zu bewirken“. Für Mollenhauer ist die Zusammenarbeit mit dem WWF ein Novum und mit belastenden Investitionen verbunden, der Nutzen ist eher ideeller Natur.
Das 1822 gegründete 30-Mann- Unternehmen fertigt derzeit einen Teil der oberen Preislagen seiner Block- und Barockflöten aus klanglichen und ästhetischen Gründen aus Tropenholz wie zum Beispiel Rosenholz – eine Tatsache, die der ökologisch sensibilisierten Firmenleitung auf den Magen schlägt. Aus der Kooperation mit dem WWF erhofft sich Mollenhauer zwei Vorteile: nachhaltig erzeugtes Tropenholz zu bekommen und die Möglichkeit, ein Produkt anbieten zu können, das guten Klang mit gutem Gewissen verbindet. Dafür zahlt Mollenhauer eine stattliche Summe an den WWF für Naturschutzprojekte – zwischen fünf und zehn Prozent der Nettoverkaufssumme.
Daß bei der Vielzahl der Kontakte und Öko-Sponsoring-Aktivitäten mancher Schritt nicht zum gewünschten Ziel führt, gibt Bauske zu. Im Fall der Wirtschaftskooperation mit der Saftmarke HohesC beispielsweise habe es – auch intern – durchaus Kritik gegeben: „Die Umsetzung ist nicht so, wie wir dachten.“ Die beabsichtigte Information zur Förderung de HohesC-Mehrwegflasche wurde durch die realen Verkaufsbedingungen der Supermärkte erschwert – nun tragen auch Einwegflaschen den WWF-Panda.
Um Fehlentwicklungen zu vermeiden, sind die Lizenzverträge grundsätzlich auf ein Jahr begrenzt – mit Option auf Fortführung. Auch rasante Verbesserungen im produktbezogenen Umweltschutz führen dazu, daß bestehende Kooperationen stets neu überdacht werden. So wurde die Lizenz für Beluga-Hygienepapiere nicht mehr weitergeführt, sobald klar war, daß die chlorfreie Bleichung von Zellstoff als Umweltkriterium nicht mehr ausreicht.
Die Conrad Mollenhauer GmbH will auf jeden Fall länger als ein Jahr durchhalten. Vielleicht ein erstes Stück Praxis, das sich auch die Forstspezialisten Professor Jürgen Prentzsch und Josef Herkendell von der Arbeit des FSC erhoffen: ein Erfolg für den Regenwald und die Menschen, die von ihm leben. Rudolf Langer
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