■ Kommentar: Gut oder gutgemeint
Eigentlich kann man, darf man nichts dagegen haben; eigentlich muß man ein solches Projekt wie ein deutsches Holocaust-Museum mit allen Kräften unterstützen. Eigentlich weiß man doch seit Jahren um die kulturelle Schande, daß das Land Deutschland an keinem zentralen Ort an seine Täter und Töter erinnert. Eigentlich ist das ein erneuter Anlaß, das Haupt zu senken und gleichzeitig die Faust zu ballen. Eigentlich hat Lea Rosh auch recht mit ihrem Hinweis, die deutsche Geschichte sei „zu gewaltig, als daß sie in einer Institution abgehandelt werden könne“. Eigentlich kann man ihre Anmerkung nur unterstreichen, das „Gestöhne“ über die Finanzierung von Gedenkstätten sei unerträglich „in diesem steinreichen Land“.
Eigentlich. Aber es gibt Situationen, in denen tapsig, unbeholfen, unschön und ganz und gar uneigentlich die Realität durch kühne Projekte und hochfliegende Träume trampelt. Und genau so geschieht es derzeit beim vorgeschlagenen Holocaust-Museum. Lea Rosh mag tausendmal betonen, sie wolle keine Konkurrenz zu den bestehenden Gedenkstätten aufbauen, in der mies stinkenden Realpolitik wird ein millionenschweres zentrales Museum eben doch gegen die vielen dezentralen Mahnorte ausgespielt. Die Initiative in Hannover mag das selbst abscheulich finden, aber sie hat es in der Vergangenheit nicht für nötig befunden, die bestehenden Gedenkstätten in ihre konzeptionellen Überlegungen einzubeziehen. Der US- amerikanische Denkmalexperte Young hält die öffentliche Diskussion um ein Mahnmal für wichtiger als das Mahnmal selbst. So gesehen ist das Holocaust-Mahnmal und auch das Holocaust-Museum fulminant gescheitert. Ute Scheub
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