: Gurke des Tages
Möge der älteste Witz gewinnen: Im westfälischen Münster versammelte sich am Montag abend der lokale autonome Wachschutz, um gegen die Lesung des Wahrheit-Dichters Wiglaf Droste zu protestieren. Sechs Männer und zwei Frauen im besten autonomen Alter und Outfit verteilten zu diesem Zweck zwei Jahre alte Flugblätter aus Hamburg und ein eigenes, in dem sie bekannten, es sei ihnen „egal, was Droste schreibe und lese“ – was den Widerstand der Provinzblockwarte, die sich selbst Autonome Sonntagsmänner nennen, irgendwie noch prächtiger machte. Mit akkurat auswendig gelernten Sätzen wie „Du bist ein ganz mieser Täterschützer!“ und „Verpiß dich aus Münster!“ gingen sie dann zum Angriff über. Sie umringten und bedrohten Droste, nachdem einer von ihnen den Schriftsteller mit den Worten „Hier ist das Schwein!“ identifiziert hatte. Autonomer Speichel und Tränengas flossen, aber einer der anonymen „Droste aufs Maul!“-Helden dürfte derzeit Schwierigkeiten haben: Ihn traf Drostes in Selbstverteidigung erhobene Faust. Die Lesung im überfüllten „Gleis 22“ wurde von all dem nicht beeinträchtigt. Anderntags aber „verpißte“ sich Droste tatsächlich aus Münster, um seine Lesereise fortzusetzen. Die autonomen Hilfspolizisten dürfen aufatmen: Bis zur nächsten Lesung bleibt die Droste-Stadt Münster drostefrei.
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