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■ SoundcheckGunshot / Rico Rodriguez

Morgen abend: Gunshot. Die Katastrophe als permanente männliche Metapher, sprachliche Gewalt als unentwegte ironische Beschleunigung, um den heldenhaften Überlebenskampf des britischen Individuums im Armageddon des Polizeistaates zu verherrlichen, der gewaltsame Tod schließlich als reinigender Reim - Gunshot verwechseln das Maß an Machismo-Eitelkeit stets mit dem der politischen Analyse.

Sie reflektieren nicht den Kapitalismus, sondern nur seine unzweifelhafte Brutalität und dafür ist ihr Schlagwortkatalog telefonbuchdick. Mythologisierungen politischer Wirkungserscheinungen und soldatische Kameradschaft am Mikrophon, alte Phänomene im Hardcore-Rap, werden verkleidet in der Demagogie von revolutionären Tribunen, der die intellektuelle Durchdringung in reichem Maße abgeht.

Konfrontation als Erklärungszweck, Krieg als Rahmenhandlung, all dies ist mehr Sport als Politik. Dennoch ist die Faszination von Gunshot auch auf ihrem Debut-Album (nach diversen Maxis) Patriot Games nicht zu leugnen, und die Vollkörperergiffenheit des Hardcore-Rap kann bekanntlich zu Suchterscheinungen führen. tlb

Markthalle, 21 Uhr

Morgen abend: Rico Rodriguez. Daß Rico eine Legende war, haben die Europäer eigentlich erst begriffen, als der Ska via Two Tone zum Popseller wurde. Damals besuchte Rodriguez die Specials in einem Club und spielte danach bei diversen Stücken von ihnen mit. Der 60jährige Posaunist hatte aber schon die Old School des Ska geprägt und mit fast allen Reggae-Größen gearbeitet. Für alle jungen wie alten Rude-Boys and -Girls ein Pflichttermin. Fabrik, 21 Uhr

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