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Archiv-Artikel

IRAK: MERKEL WILL WIEDER POLIZISTEN SCHULEN. BAGDAD SCHWEIGT LIEBER Günstiges Mitbringsel für Bush

Mitbringsel erfreuen jeden Gastgeber, und wenn der Gast dafür nicht gleich das Familienkonto plündert, dann haben auch die Daheimgebliebenen nichts gegen die damit verbundenen Aufwendungen. Angela Merkel hat für ihren Besuch in den USA das ideale Geschenk gewählt. Ihr Angebot, die deutsche Hilfe für den Irak auszuweiten, kostet nicht viel, wird aber als freundliche Geste gewertet werden.

In Washington, wohlgemerkt, nicht unbedingt in Bagdad. Aber die Bundeskanzlerin besucht ja schließlich nicht die irakische Regierung. Deshalb braucht es sie derzeit auch nicht zu kümmern, dass sich dort die Begeisterung über verstärkte deutsche Anstrengungen bei der Ausbildung irakischer Polizisten in Grenzen halten dürfte. Bislang wartet Berlin vergeblich auf die irakische Auswertung der bisherigen Ausbildungsergebnisse. Dem Vernehmen nach soll man in Bagdad mit dem Niveau der Schulungen unzufrieden sein. Neue Anforderungen liegen jedenfalls nicht vor.

Na und? Das Angebot zusätzlicher Hilfe mag den Irakern zugute kommen oder nicht – aber es ist in keinem Fall an die Adresse der irakischen Bevölkerung oder deren Regierung gerichtet. Sondern für die Ohren der US-Regierung und auch für die der deutschen Bevölkerung bestimmt. Beide Seiten werden die Botschaft gerne hören: In Washington lässt sich die Offerte als Unterstützung für den Kurs von George W. Bush werten. Das wird dem US-Präsidenten in einer Zeit, in der er innenpolitisch gleich an mehreren Fronten unter Druck geraten ist, willkommen sein. Dafür ist er vielleicht sogar bereit, die erstaunlich deutliche Kritik der Bundeskanzlerin an den Verhältnissen im US-Gefangenenlager Guantánamo hinzunehmen.

Punkten kann Angela Merkel mit ihrem Kurs aber auch zu Hause. Die Deutschen wünschen sich gute transatlantische Beziehungen, wollen aber dennoch nicht, dass ihre Regierung dem mächtigen Verbündeten gegenüber unterwürfig auftritt. Soldaten sollen nicht in den Irak entsendet werden, aber hilfsbereit möchte man dennoch gerne sein. All diese Wünsche erfüllt die Bundeskanzlerin nun gleichzeitig. Wer wollte da noch nach der Effizienz der Hilfe fragen? BETTINA GAUS