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Grüner Handstand im Rollstuhl

■ Bundesweiter Behindertenkongreß am Wochenende Grüne organisierten: 130 VertreterInnen kamen

Aus Köln Oliver Tolmein

Normalität ist für Behinderte aus der Bewegung nichts Erstrebenswertes. Ihre politische Identität wird durch selbstbewußtes Aus–dem–Rahmen–Fallen geprägt. „Selbstbestimmung Behinderter heute ist wie Handstand im Rollstuhl“, lautete dementsprechend das Motto, unter dem am Wochenende ein Kongreß - organisiert vom neu geschaffenen Behindertenreferat der Grünen im Bundestag - stattfand. Nicht um Mitleid oder für Verständnis wurde dort geworben, sondern gegen die Diskriminierung Behinderter Front gemacht. Wenn Behinderte aus Kneipen herausflögen, falle es leicht, sich dagegen zur Wehr zu setzen, so Andreas Jürgens vom Forum der Behinderten und Krüppelinis: „Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, daß die tägliche Diskriminierung meist sehr viel subtiler abläuft. Sie ist versteckt hinter einem Wall von Verständnis und einem Haufen Partnerschaft.“ Vor allem die strukturelle Diskriminierung durch Aussonderung in Heime, Werkstätten und Rehabilitationszentren sei zu bekämpfen. Am Samstag und Sonntag erarbeiteten die etwa 130 überwiegend behinderten TeilnehmerInnen des Kongresses in Arbeitsgruppen Positionen zu Themenbereichen wie Gentechnologie, Zwangssterilisation, dem Arbeitsmarkt für Behinderte und der Bildungssituation. Die Situation in den Werkstätten für Behinderte wurde scharf kritisiert, sinnvoller seien Projekte wie „job supporting“, bei denen Behinderte in reguläre Betriebe eingegliedert würden. Abgelehnt wurde auch die derzeitige Praxis der humangenetischen Beratung, die darauf hinauslaufe, behindertes Leben als minderwertig anzusehen. Im Verlauf dieser Diskussionen wurde allerdings auch das politisch sehr breite Spektrum der TeilnehmerInnen sichtbar: Es reichte von Vertretern von Krüppelgruppen und Leuten, die in etablierten Gruppen wie der Lebenshilfe mitarbeiten.

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