: Grüne Idylle kontra Betonwüste
■ Alternativentwurf soll Wieland-Parkplatz-Planung kippen
Eine rund geformte Wohnanlage mit einem grünen Quartiersplatz in der Mitte – diese Bebauung des Parkplatzes zwischen Wieland- und Leibnizstraße wünscht sich die „Nachbarschaftsinitiative Wieland/Leibnizpark“. Gestern hat die Anwohnerinitiative einen Alternativentwurf des Architekten Hinrich Baller vorgestellt, der die zwei von Hans Kollhoff geplanten steinernen Wohnriegel ersetzen soll. Mit Ballers Vorschlag will die Initiative die bestehende Planung auf den letzten Metern kippen – denn am kommenden Donnerstag soll die BVV Charlottenburg den Bebauungsplan beschließen. Im November könnte mit dem Bau begonnen werden.
Die Planung von Kollhoff, der in den achtziger Jahren mit seinem Entwurf den Bauwettbewerb gewonnen hatte, wird von den Anwohnern strikt abgelehnt. Sein Entwurf würde einen der letzten freien Plätze in der westlichen City „völlig zubetonieren“, kritisiert die Sprecherin der Initiative, Barbara Westarp. Dagegen habe Baller einen Kompromißvorschlag entworfen, so Westarp, der den Wunsch der Anwohner nach Grün mit dem Bedarf an Wohnungen, einer Kita und Gewerbe verbinde. Die „Nachbarschaftsinitiative Wieland/Leibnizpark“ kämpft seit fast zwanzig Jahren für eine Grünanlage auf dem zentralen Parkplatz.
Der Bürgerinitiative bleibt aber nicht viel Zeit, die neuen Pläne öffentlich zu machen: Am 8. August hatte Bezirksbürgermeisterin Monika Wissel (SPD) dem Kollhoff- Vorschlag zugestimmt. In der vergangenen Woche wurde darüber hinaus beschlossen, die beiden turmartigen Kopfbauten um drei Stockwerke zu kappen, nachdem die Denkmalpfleger die Höhe der Türme kritisiert hatten. Ob der Investor Hanseatica unter diesen Bedingungen überhaupt bereit ist, zu bauen, ist bislang noch offen.
Für kommenden Montag ist eine Sondersitzung des Stadtplanungamtes anberaumt, in welcher beide Entwürfe diskutiert und eine Beschlußvorlage für die BVV erarbeitet werden soll. „Das Unbehagen gegenüber dem Bebauungsplan ist auch in der CDU so gewachsen, daß eine Alternativvorlage gerade richtig kommt. Dem wird sich eine Mehrheit in der BVV nicht entziehen können“, gibt sich Cornelia Biermann-Gräbner, Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen, optimistisch. Baustadtrat Claus Dyckhoff (SPD) verteidigt hingegen die Kohlhoff- Planung eines „großstädtischen, offenen Platzes“ und wundert sich über das plötzliche Umfallen maßgeblicher CDU-Bezirkspolitiker, die noch vor wenigen Monaten „eine Beschleunigung des Bauvorhabens gefordert“ hatten. Ole Schulz
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