piwik no script img

Grüne: Höhere Kostenbeteiligung bestraft Patienten für ihre Krankheit

Bonn (dpa) - Die Grünen lehnen eine höhere Selbstbeteiligung der Patienten an den Krankheitskosten ab. Die von der Bundesregierung geplante Strukturreform des Gesundheitswesens sei ein „Rückschritt ins 19. Jahrhundert“, als Gesundheit gleichbedeutend mit Wohlstand war, sagte die Grünen–Bundestagsabgeordnete Heike Wilms–Kegel am Montag in Bonn. Sie regte an, ein „Recht auf Gesundheit“ ins Grundgesetz aufzunehmen. Eine höhere Selbstbeteiligung an den Behandlungskosten treffe in erster Linie chronisch Kranke, ältere und sozial schwache Menschen, sagte die Politikerin, die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit ist. Wenn der Zuschuß für Brillengestelle wegfalle, seien mindestens zehn Millionen Brillenträger künftig gezwungen, sich mit Billig–Brillen zu begnügen. Etwa 5,7 Millionen Schwerhörige müßten mindestens 400 Mark für das billigste Hörgerät zuzahlen, „damit sie die Verkündung der neuesten Kostendämpfungsvorschläge überhaupt vernehmen können“. Als eine Bestrafung der Patienten für ihre Erkrankung sieht es Wilms–Kegel, daß eine Million Prothesenträger und rund 5,5 Millionen massierte Bundesbürger ein Fünftel der Kosten für Prothesen und Massagen selber tragen sollen. Dramatische Auswirkungen hätten die Regierungsvorschläge auch für etwa 300.000 Rollstuhlfahrer, die für ihre Gefährte in Zukunft 100 Mark drauflegen müßten. Die Vorbereitungsgruppe der Regierungsparteien für die Strukturreform, an der je zwei Politiker von CDU, CSU und FDP sowie die Bundesminister Norbert Blüm und Rita Süssmuth (beide CDU) teilnehmen, wird sich an diesem Donnerstag erneut treffen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen