: Grotesk -betr.: "HEW woööen an die rot-grüne Kette", taz vom 10.9.1993
Betr.: „HEW sollen an die rotgrüne Kette“, taz vom 10. 9. 1993
Zur Einleitung des Ausstiegs aus der Atomenergie, den ich aufs schärfste befürworte, steht in diesem Artikel recht lapidar: „Die Stadt kauft die ihr noch nicht gehörenden 25 Prozent der HEW-Aktien auf.“
Nach meinen Informationen sind diese 25 Prozent eine Summe von 550.000.000 DM (ich schreibe diese Zahl absichtlich aus, damit alle sich ein Bild von der Größe dieser Summe machen können).
550 Millionen aus Steuergeldern an Aktionäre auszuzahlen (wer immer diese auch sein mögen), die sich durch Dividenden bereits genügend bereichert haben, und jetzt ihr eingebrachtes Kapital zurückerhalten sollen, halte ich für sehr bedenklich. Zumal wenn überlegt würde, was alles mit 550 Millionen an sinnvollen Dingen gemacht werden könnten. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, aber ich denke da z.B. an den Einstieg in die Straßenbahn oder ähnliches. Hierzu sei auch verwiesen auf einen taz-Artikel vom 9.9. 1993 in dem zu lesen war, daß für 470 Millionen bei einer ostdeutschen Firma (DMA) 100 neue S-Bahn Züge für Berlin bestellt werden. (Hätte Hamburg auch bitter nötig).
Die GAL hat im Wahlkampf ganz richtig plakatiert: „Keine 400 Millionen für eine 4. Elbrunnelröhre“, warum aber 550 Millionen für Aktionäre?
Es fehlte nur noch die groteske Situation, daß die ausgezahlten Aktionäre ihre 550 Millionen gemeinsam an eine Bank verleihen, am besten noch an die, bei der Hamburg sine Staatsverschuldung finanziert.
Es ist vollkommen korrekt, daß Wege aus der Atomernerige gesucht und gefunden werden müssen. Aber nicht so, daß die Reichen durch grüne Politik noch reicher werden, oder ist das der Preis für den Ausstieg?
Andreas Kirschner
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