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Großrazzia in Asylantenheim

■ Ein massives Polizeiaufgebot durchsuchte Münchner Heim für Asylsuchende / Türen der Zimmer mit Brechstangen geöffnet / Weder Rauschgift noch Diebesgut gefunden

Aus München Luitgard Koch

München (taz) - „Ich habe gedacht, die deutsche Polizei ist gut zu uns. Aber in dieser Nacht haben sie uns behandelt wie die Tiere“, so ein junger Mann aus Sri Lanka nach der Großrazzia in der Münchner Sammelunterkunft für Asylbewerber in der Heßstraße. Mit einem massiven Polizeiaufgebot, zusammen mit Beamten des Münchner Kreisverwaltungsreferats, wurde die Unterkunft ab drei Uhr früh am vergangenen Dienstag durchsucht. Mit meterlangen Brechstangen verschaffte sich die Polizei Zugang zu den Räumen. Zum Teil wurden die Türen von den Beamten aus den Angeln getreten. Sämtliche Räume wurden mit Hunden durchsucht. Bei der Durchsuchung trugen die Polizisten Handschuhe. Begründung für die Razzia: illegal eingereiste Ausländer, Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und Suche nach Diebesgut. Die Razzia dauerte bis 11.00 Uhr morgens. Laut Polizeibericht wurden in dem Heim siebzig Personen angetroffen, die sich dort unberechtigt aufhielten. Die Erklärung dafür: Bengalische Asylbewerber wollten Deutscher, lagen nach Angaben der Polizei Haftbefehle vor. Gründe für die Haftbefehle wurden nicht genannt. Unter den Festgenommenen waren Asylbewerber aus Indien, Pakistan, Bangladesch, Nepal und Sri Lanka. 20 von ihnen wurden gestern freigelassen und bisher zwei mit Haftbefehlen belegt. „Diebesgut“, wurde nicht gefunden. Auf mehrfache Anfrage räumte die Polizei gestern ein, daß auch die Suche nach Rauschgift nicht erfolgreich war. Bereits im Sommer dieses Jahres wurde die Asylunterkunft im Münchner Stadtteil Giesing ebenfalls mit einem massiven Polizeiaufgebot durchsucht. Außer ein paar Fahrrädern, von denen die Polizei nicht einmal nachweisen konnte, daß sie gestohlen waren, war auch hier nichts zu finden.

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