piwik no script img

Großes Echo für Diepgen im Osten

Besuch des Regierenden in der Hauptstadt war Aufmacher in der DDR-Presse / Neue Regelung für Übernachtungen wurde nur im Fernsehen erwähnt / Fehlendes Teilstück für Westtangente vom Osten gekauft  ■ Aus Berlin Rita Hermanns

Der Besuch des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen bei DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker in Ost-Berlin war in der DDR-Presse vom Freitag Aufmacher. Die Ost-Berliner Zeitung betonte vor allen Dingen, daß die „Erhaltung des Friedens...zentrale Aufgabe der Gegenwart“ sei. Die Zeitung erwähnt weder, daß Diepgen und Honecker Übernachtungsmöglichkeiten für West-BerlinerInnen im Ostteil der Stadt vereinbart haben noch die Abmachung über Übermittlung von Emissionsdaten der Sondermüllverbrennungsanlage Schöneiche. Wie berichtet, dürfen West-BerlinerInnen „sobald die technischen Einzel heiten geklärt sind“, wie Diepgen erklärte, demnächst statt bis um 2 Uhr morgens nach dem Tag der Einreise bald bis um 24.00 Uhr des nächsten Tages in Ost-Berlin verbringen.

In der „Aktuellen Kamera“ am wurde mehr als zehn Minuten lang über das Treffen Diepgen-Honecker berichtet. In der Fernsehsendung wurden von Diepgens Pressekonferenz im Rathaus Schöneberg auch seine Äußerungen zu Übernachtungsmöglichkeiten wiedergegeben.

Bei den Gesprächen zwischen Honecker und Diepgen wurde ein Gebietsaustausch vereinbart, bei dem es um auf DDR-Seite liegende Exklaven geht sowie um Grundstücke der DDR auf West- Berliner Gebiet. West-Berlin er hält insgesamt etwa 90 Hektar Fläche, Ost-Berlin bekommt 86 Hektar. Der Senat war vor allem an dem 40.000 Quadratmeter großen Lenne –Dreieck interessiert. Man einigte sich nun auf einen Kaufpreis von 76 Millionen DM. Der Senat ist an diesem Teilstück deshalb so interessiert, weil dort die geplante Westtangente durchführen soll. Wenn das brachliegende Land erst einmal im Besitz von Berlin (West) ist, wird die Nord-Süd-Achse auch unbarmherzig gebaut werden.

„Eitel Freude“ herrschte gestern im Bezirk Zehlendorf über den Vorschlag, Kontakte zwischen Zehlendorf und Königs Wusterhausen herzustellen. Bürgermeister Klemann (CDU) freute sich vor allen Dingen darüber, daß der Bezirk eine landschaftlich so schönen Partner bekommen habe. Wie dpa gestern abend meldete, hat Erich Honecker bei seinem Gespräch mit Diepgen auch Auftritte von DDR-Künstlern in West-Berlin zugesagt. Dabei seien u.a. das Gewandhausorchester und das Rundfunk-Symphonie-Orchester aus Leipzig, der Dresdener Kammerchor genannt worden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen