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Große Geste ohne Welt

■ Portishead trauert am Tag der Befreiung vom Nazi-Regime

Am Anfang war die Melancholie. Eine unheilbare Schwermut, die sich nicht mehr an den Fährnissen des Liebeslebens aufhängt. Beth Gibbons singt auch Zeilen wie „Nobody loves me like you do“ im gleichen unantastbaren Tonfall und klammert so in einer großen Geste und Gemütsverfassung die Außenwelt eigentlich aus, findet keine Gründe mehr in ihr für Stimmungen. Mit einem Außen, das sich als die gleichmütig dahinfließende synthetische Schleife von Geoff Barrows manifestiert, ist unter dem Mantel der Trauer keine Interaktion mehr möglich. Könnt ihr mich hören? Das problematische Individuum leidet, doch die Welt surft technikversessen auf einer anderen Wellenlänge. Obwohl Melancholia eigentlich nicht recht chartstauglich ist, befindet sich das Duo aus einem Dorf bei Bristol, das ihnen den Bandnamen geliehen hat, gerade dort.

Besuffkis grölen die Refrains des Debüt-Albums Dummy am Tresen, und Filme werden geradezu für sie angehalten. Knallt die Rotzgöre in Tank Girl ansonsten ziemlich rasant durch die Gegend, wurde eine sinnliche Szene eingebaut, damit Courtney Love von Hole, die den Soundtrack kompilierte, auch Portishead noch draufpacken konnte. Dazu duscht dann das Mädels-Rolemodel zeitlupenverlangsamt mit blitzenden Sandkörnern. Portishead scheint doch vielseitig verwendbar, sogar als Beischlafbeschallung. Perfekter Pop eben.Volker Marquardt

8. Mai, Große Freiheit, 20 Uhr

Zusammen mit der Metronome verlosen wir 5x2 Maxis von Portishead. Die ersten Fünf, die am Donnerstag ab 14 Uhr unter 38 90 17 34 anrufen, können jeweils zweimal Melancholie abholen.

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