: Grimms Tausender
Am 1.Oktober: Neue Scheine kriegt das Land ■ Geldfälschungen leichtgemacht
Hamburg (dpa) - Das Brandenburger Tor als ein Symbol der deutschen Einheit wird möglicherweise anstelle des vorgesehenen Blütenkranzes die Rückseite des neuen Fünf-Mark -Scheins zieren. Die Deutsche Bundesbank erwägt, den Geldschein entsprechend umzugestalten. Für die Vorderseite der Note ist eine Stadtansicht von Berlin mit einem Porträt der Schriftstellerin Bettina von Arnim (1785 - 1859) vorgesehen.
Im übrigen ist aber die Gestaltung der neuen Banknotenserie abgeschlossen. Die ersten Geldscheine - Hunderter und erstmals Zweihunderter - sollen am 1.Oktober ausgegeben werden. Die übrigen Werte von 10, 20, 50, 500 und 1000 Mark folgen innerhalb der nächsten zwei Jahre. Die jetzigen Banknoten der Bundesrepublik, die zwischen 1961 und 1965 herausgegeben wurden, bleiben zunächst vollgültiges Zahlungsmittel.
Ausschlaggebend für die Einführung der neuen Banknoten ist vornehmlich der rasche Fortschritt in der Druck-, Vervielfältigungs- und Kopiertechnik, der neue, immer raffiniertere Fälschungsmöglichkeiten eröffnete, die jetzt ausgeschlossen sein sollen.
Gauner haben derweil die DDR als neuen Absatzmarkt für Falschgeld entdeckt. In Hamburg wurden erst kürzlich falsche Hundertmark-Scheine im Wert von 25.000 Mark sichergestellt, die in die DDR gebracht werden sollten.
Die Kopfbildnisse meist unbekannter Menschen auf den Scheinen wurden durch Porträts bedeutender Frauen und Männer aus der deutschen Geistes- und Kulturgeschichte des 18. und 19.Jahrhunderts ersetzt. Sie stehen stellvertretend für die kulturelle und wissenschaftliche Entwicklung Deutschlands in einem bedeutsamen Zeitabschnitt.
Die Rückseite der Noten zeigt Motive, die in Zusammenhang mit dem Lebenswerk des Abgebildeten stehen. Den Wettbewerb für die neue Banknotenserie gewann ein Grafiker der Bundesdruckerei in Berlin.
Den Zehnmarkschein ziert das Porträt des Mathematikers, Astronomen und Physikers Carl Friedrich Gauß (1777-1855) mit einem Sextanten auf der Rückseite als Wahrzeichen. Die Dichterin Anette von Droste-Hülshoff (1797-1848), ausgerüstet mit Schreibfeder und ihrer Novelle „Die Judenbuche“, geht bald mit den neuen Zwanzigmarkscheinen durch alle Hände.
Die Rückseite des Fünfzigers erinnert an die Werke des Barockbaumeisters Balthasar Neumann (1687-1753) in Würzburg und in der Abteikirche Neresheim. Der der Pianistin Clara Schumann (1819-1896) gewidmete Hundertmarkschein zeigt auf der Rückseite einen Konzertflügel und das Konservatorium in Frankfurt. Die neue 200-Mark-Note stellt sich mit dem Mediziner Paul Ehrlich (1854-1915) und einem Mikroskop vor. Der Kupferstecherin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian (1647-1717) ist die Banknote zu 500 Mark gewidmet. Ihr zugeordnet ist ein Löwenzahn, auf dem Raupe und Falter des Grauen Streckfußes sitzen. Auf dem Tausendmarkschein kommen Wilhelm (1786-1858) und Jakob Grimm (1785-1863), die Sammler deutschen Sprach- und Kulturgutes mit einer Illustration zu dem Märchen von den Sterntalern zu Ehren.
An jedem Arbeitstag werden gut drei Tonnen verschlissener Banknoten verbrannt. Zur Zeit machen in der Bundesrepublik Noten im Nennwert von 150 Milliarden Mark die Runde.
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