: Griff in die Trickkiste
■ betr.: ÖTV will Cash und Kommentar "Eine tarifpolitische Zumutung,taz vom 23.11.90
betr.: „ÖTV will Cash“ und Kommentar „Eine tarifpolitische Zumutung“, taz vom 23.11.90
Wer die Berichterstattung der taz über die Verwendung von Geldern des früheren FDGB vom 30.8. des Jahrs als einmaligen Ausrutscher der Redaktion gegen Gewerkschaften — hier der IG-Metall werten wollte, muß sich jetzt getäuscht sehen.
Die Tarifforderung der ÖTV für das Jahr 1991 (zehn Prozent mehr Lohn und Gehalt, 250 DM mehr Ausbildungsvergütung) auf die Mißachtung der Kosten der Einheit zu reduzieren — für die, nebenbei bemerkt, Gewerkschaften nicht verantwortlich sind — macht sich die Argumente der Bundesregierung und damit der Arbeitgeberseite zu eigen.
Dies wiegt um so schwerer, als gleichzeitig durchaus erkannt zu werden scheint, daß die ÖTV in den vergangenen Jahren gegenüber anderen Branchen zum Teil erhebliche Rückstände — vor allem bei Lohn und Gehalt — aufzuholen hat.
Wer sich nur ein wenig im alljährlichen Tarifritual auskennt — und das muß man bei einem Journalisten, der relativ häufig über gewerkschaftliche Themen berichtet, voraussetzen — weiß, daß das Gejammer der Arbeitgeber über die Kosten von Lohn- und Gehaltserhöhungen immer recht groß ist. In diesem Jahr kommt ihnen da die deutsche Einheit wie gerufen. Vor diesem Hintergrund ist es dann schon mehr als peinlich, daß gerade die taz auf diesen Griff in die Trickkiste hereinfällt.
[...] Hans Mohrmann, Syke, Personalratsmitglied ÖTV
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