: Grenzüberschreitungen
■ Kultursenatorin Helga Trüpel startet Initiative für Algeriens Intellektuelle
Um das Leben von KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und JournalistInnen in Algerien zu retten, hat Helga Trüpel, Senatorin für Kultur und Ausländerintegration, nun einen Apell an die MinisterInnen für Kultur und Wirtschaft in den anderen deutschen Bundesländern gerichtet: Es sei dringend notwendig, kurzzeitige Aufenthalte, möglicherweise in Form von Stipendien oder Gastprofessuren, einzurichten und damit bedrohten Intellektuellen aus Algerien einen zeitlich begrenzten beruflichen Ausweg aus der Gefahr zu bieten. Gestern hat die bremische Bil-dungsbehörde auf den Aufruf reagiert und ihn an die hiesigen Hochschulen weitergeleitet. Aus Sachsen und Nordrhein-Westfalen soll es schon positive Rückmeldungen auf die Trüpel-Initiative geben.
Neu ist das Ansinnen der Senatorin nicht – und doch hat es bundesweit Vorzeigequalität. Orientiert am Vorbild eines französischen Unterstützungskomitees „Cisia“ (Comité International de Soutien aux Intellectuels Algériens), das bereits 1993 von dem Soziologen Pierre Bourdieu und dem Philosophen Jacques Derrida ins Leben gerufen wurde, hatte sich auch eine deutsche Sektion von Cisia gegründet, u.a. unterstützt von Daniel Cohn-Bendit, Vera Wollenberger und Jürgen Habermas. „Aber bislang hatten wir den Eindruck, daß es in Deutschland so gut wie keine praktische Solidarität für bedrohte AlgerierInnen gibt“, sagte Saddek Kebir, Mitarbeiter der deutschen Cisia-Sektion in Berlin, gestern gegenüber der taz. An Spenden von deutscher Seite seien bei dem Verein bisher lediglich „einige hundert Mark“ eingetroffen. Dagegen stünden tägliche Anrufe von Hilfesuchenden, die das Heimatland wenigstens zeitweilig verlassen wollen, um in Sicherheit zu sein. In diesem Zusammenhang wären begrenzte Arbeits- oder Vortragsvorhaben sehr nützlich, so Kebir. „Wir begrüßen diese Initiative aus Bremen sehr – aber glauben kann ich daran erst, wenn wir die ersten Angebote haben“. Dann wird der Verein Cisia als Vermittlungsinstanz zwischen Verfolgten und UnterstützerInnen fungieren. Bereits jetzt werden dort Vorträge und Kurzaufenthalte algerischer Betroffener organisiert. ede
Kontakt: Cisia Berlin e.V., c/o Baalbek Verlag, Postfach 1714, 14006 Berlin, Tel. 395 92 81
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