: Grauwal im Wahn
Neues Wahrheit-Rekordverbot: Maximalflosseln
Seit vielen, vielen Jahren verbietet die Wahrheit nutzlose Rekordversuche. Dazu gehören das Umrunden von Kontinenten in ungeeigneten Verkehrsmitteln, das schwimmende Durchqueren irgendwelcher Gewässer, aber auch das Besteigen von Riesenbergen durch Lahme, Blinde und Bekloppte. Zuletzt hatte die Wahrheit Familien das Bekraxeln des Mount Everest untersagt. Doch diesmal geht es vom höchsten Berg der Welt in die tiefsten Abgründe der Meere – und erstmals müssen wir ein Verbot für eine nichtmenschliche Spezies aussprechen. Denn offenbar vom Rekordwahn der Zweibeiner angetrieben, hat ein Wal „eine rekordverdächtige Langstreckenreise um die halbe Welt“ unternommen, wie dpa gestern meldete: „Wal schwimmt möglichen neuen Streckenrekord von 27.000 Kilometern.“ Der Grauwal sei vor der Küste des südwestafrikanischen Staates Namibia entdeckt worden und aus dem Nordpazifik bis in den Südatlantik geflosselt. Jetzt drehen schon die Wale durch und wollen Rekorde aufstellen! Wahrscheinlich um ins Fernsehen zu kommen. Und ins Guinness-Buch der Rekorde. Aber selbstverständlich nur für einen guten Zweck: Der Erlös geht sicher an einen Verein zur Förderung einflossiger Grauwale. Mensch, Wale! Bleibt in euren heimischen Meeren!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen