: Gohlke: Nur der Streit mit Rohwedder war schuld
■ Für Ex-Treuhandchef war nicht die Wirtschaftspolitik der Rücktrittsgrund
Frankfurt (dpa) - Reiner M.Gohlke hat sein Amt als Präsident der DDR-Treuhandanstalt nach nur fünfwöchiger Dauer ausschließlich wegen unterschiedlicher Meinungen mit dem damaligen Chefaufseher und seinem Nachfolger Detlev Rohwedder sowie dessen Stellvertreter aufgegeben. Dies geht aus einer persönlichen Erklärung Gohlkes hervor, die er am Donnerstag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur ('dpa‘) abgab.
„Die großen Aufgaben der Treuhandanstalt erfordern ein konsensfähiges Team“, heißt es in der Erklärung. Die Meinungsunterschiede hätten Fragen der Organisation, der Personalführung und der Zusammenarbeit betroffen.
Gohlke wolle mit dieser Erklärung Spekulationen über seinen überraschenden Ausstieg aus der Treuhandanstalt beenden. Darin hieß es, es gebe für ihn keine Zweifel, daß die Sanierung der DDR-Wirtschaft eine der größten Herausforderungen unserer Zeit sei. „Ich bleibe bei meiner optimistischen Auffassung, daß diese Wirtschaft aufgrund ihrer hervorragenden Ressourcen, insbesondere bei den vorhandenen Ingenieur- und Technikerkapazitäten, eine große Chance hat. Die immer wiederholte Auffassung, daß das nationale und internationale Interesse, sich an DDR-Firmen zu beteiligen, sie zu übernehmen oder in sie zu investieren, gering ist, teile ich nicht“, stellt der Manager fest.
Es werde Aufgabe der Treuhandanstalt sein, die Kontakte mit den vielen Interessenten und die abschlußreifen Verträge so zu kanalisieren, daß dies gesamtwirtschaftlich zum Vorteil gereiche und kein allgemeiner Ausverkauf erfolge. Die Zusammenarbeit mit Ministerpräsident Lothar de Maiziere und seinem Staatssekretär Günther Krause war aus seiner Sicht „sehr gut“. Gohlke hatte am Montag sein Amt niedergelegt. Sein Nachfolger ist der bisherige Verwaltungsratsvorsitzende der Treuhandanstalt und Vorstandsvorsitzende des Dortmunder Stahlkonzerns Hoesch AG, Detlev Rohwedder.
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