Götze wechselt zum PSV Eindhoven: Krönung einer deutschen Welle

In den Niederlanden wird der Wechsel von Weltmeister Mario Götze zum PSV Eindhoven bejubelt. Bei seinem neuen Klub trifft er auf einige Landsleute.

Mario Götze winkt von der Dortmunder Ersatzbank aus

Glücklich: Mario Götze schmerzt der Abschied von Borussia Dortmund wohl eher nicht Foto: dpa

AMSTERDAM taz | Ein Snackbarbesitzer und Anhänger des PSV Eindhoven leakte den Wechsel vorzeitig. „Ein Wagen von, denke ich, 200.000 Euro stand 20 Minuten bei uns in der Straße“, berichtete er dem Regionalblatt BN De Stem. Aus der Entfernung habe er „sportlich aussehende Leute“ darin entdeckt und Mario Götze identifiziert.

Als er Mart van den Heuvel, den langjährigen Teammanager und so etwas wie die gute Seele des Clubs, an dem Jeep treten und mit seinen Insassen sprechen sah, wusste er Bescheid. Er schickte zwei Fotos an die Lokalpresse. Am selben Abend war Mario Götze wichtigstes Gesprächsthema unter Fußball-Liebhabern zwischen Maastricht und Groningen.

Ein kurioses Willkommen war das: Einerseits machte er ungewollt gleich Bekanntschaft mit dem Symbol bodenständiger niederländischer Gastronomie. Zugleich sorgte der vorzeitig geleakte Transfer für eine Begeisterung, mit der hierzulande lange kein neuer Kicker mehr begrüßt wurde. Von einem „Megastunt“ war die Rede. „Wie oft sehen wir einen Weltmeister in der Ehrendivision?“, jubelte die Website voetbalzone.nl.

Kommentatoren wie Rafael van der Vaart bemerkten anerkennend, Götze habe bei seiner Vorstellung durchtrainiert und schmaler gewirkt als früher. Der PSV-Twitter-Account empfing ihn mit dem Hashtag “#MEISTERMARIO“. Und im Onlineforum von voetbalprimeur.nl, einem weiteren Fachmedium, bemerkte ein User namens Marc The Fixer: „Nie zuvor waren so viele Leute glücklich und froh über einen Deutschen in den Niederlanden.“

Vorfreude auf Götze

Besagten Old-School-Fußballhumor wird Mario Götze übrigens kaum noch antreffen, denn er stirbt immer mehr aus, umso weniger Fans sich an die Zeit nach dem Krieg und die heftige Rivalität der Nachbarn erinnern können. Und selbst wenn man sich auf kaum einen Neuzugang der Liga so freut wie auf Eindhovens neue Nummer 27, so ist Götze lange keine Ausnahme mehr: drei Trainer und mehr als 30 Spieler der Ehrendivision stammen aus Deutschland. Gerade grenznahe Clubs wie VVV Venlo und Heracles Almelo sind Protagonisten der „Deutschen Welle“, welche die Tageszeitung Volkskrant zuletzt beschrieb.

Gleiches gilt nun auch für den PSV Eindhoven. Allein in dieser Transferperiode nahm man neben Götze Linksverteidiger Philipp Max (FC Augsburg), Ersatzkeeper Vincent Müller (Würzburger Kickers) und Bayern-Mittelfeldtalent Adrian Fein unter Vertrag. Im Kader stehen zudem Keeper Lars Unnerstall und Abwehrspieler Timo Baumgartl. Und natürlich ist da der neue Trainer Roger Schmidt, der den spontanen Last-Minute- Transfer am Dienstag mit einer Einladung zum Kaffee anstieß.

„Wenn du den Spaß am Fußball wiederfinden willst, komm zu mir, komm zu uns“, so lockte der Coach laut Algemeen Dagblad Götze, der immerhin noch die Champions League gewinnen will. Verantwortlich für die Konjunktur deutscher Spieler ist nicht zuletzt der Wandel in der deutschen Fußballmentalität hin zu einem technisch versierteren Spiel. Mario Götze war stets ein Paradebeispiel für diesen Umschwung. Insofern könnte sich ein Kreis schließen, wenn er am Sonntag, den 18. Oktober im Stadion von PEC Zwolle den Rasen betritt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.