handball: champions-league: Glückloses Gastspiel
Magdeburg verliert in Berlin
Champions League, so was hat Berlin lange nicht mehr gesehen. Und schon gar nicht im Handball. So war die Max-Schmeling-Halle mit 7.500 Zuschauern am Samstag beinahe ausverkauft. Denn hier empfing der deutsche Handballmeister SC Magdeburg den slowenischen Titelträger Celje Pivovarna Lasko zum Viertelfinalhinspiel um den europäischen Landesmeisterpokal. In der Magdeburger Bördelandhalle ziehen derzeit die Showläufer von Holiday on Ice ihre Kurven, und so suchte sich der Verein ein Ausweichquartier in der Handballprovinz Berlin.
Für Stefan Kretzschmar hätte es ein echtes Heimspiel werden können. Doch der beste Berliner Handballer hatte sich zu Wochenbeginn bei einem Freundschaftsspiel einen Jochbeinbruch zugezogen. So blieb ihm nur die Rolle als Maskottchen. Er kauerte sich auf einen Stuhl neben der Betreuerbank seines Teams und faltete die Hände, als würde er beten.
Doch auch mit Kretzschmar ist die Saison bislang alles andere als zufriedenstellend für den deutschen Meister gelaufen. In der Bundesligatabelle liegt der SCM abgeschlagen auf dem sechsten Rang. Nur ein Erfolg in der Champions League würde die durchwachsenen Leistungen in der Meisterschaft vergessen machen. Doch der Viertelfinalgegner aus Slowenien ist wahrlich kein Aufbaugegner. In den letzten fünf Jahren erreichten sie immer das Halbfinale des Landesmeisterwettbewerbs. Der Serienmeister aus dem slowenischen Teil der Steiermark ist eine europäische Spitzenmannschaft.
Es muss schon beinahe alles stimmen, um gegen eine derart starke Mannschaft gewinnen zu können. Doch bei Magdeburg stimmte nicht allzu viel. Rückraumhüne Nenad Perunicic, der sich beim oben erwähnten Freundschaftsspiel den Daumen gebrochen hatte und mit einer Bandage antrat, brauchte lange, um ins Spiel zu finden. Als er nach 20 Minuten endlich seine Hemmungen abgelegt hatte, verletzte sich Kapitän Steffen Stiebler und der mittlere Abwehrblock fiel auseinander. Den Slowenen gelang bei beinahe jedem Angriff ein sehenswertes Anspiel an den Kreis.
Acht Monate laborierte Magdeburgs wuchtiger Rückraumspieler Oleg Kuleshow an einer Knieverletzung, nun fehlt ihm noch die Bindung zur Mannschaft. Olafur Stefanson, vor kurzem noch als Torschützenkönig der Europameisterschaft gefeiert, gelang erst in der 55. Minute sein erster Treffer. Gegen Ende der ersten Halbzeit warf er einen Siebenmeter an die Latte, fing den zurückprallenden Ball auf, um ihn erneut ans Gebälk zu knallen. Es war einfach nicht der Tag des Isländers.
Mitte der zweiten Hälfte dominierten die Gäste das Spiel eindeutig, warfen sich einen Vier-Tore-Vorsprung heraus. Dass Magdeburg noch einmal heran kam, dafür sorgte ausgerechnet der Spieler, der den verletzten Kretzschmar auf der linken Außenbahn zu vertreten hatte. Der 20-jährige Bennet Wiegert war der einzige, der ähnlich engagiert wirkte wie die stets hellwachen Slowenen. Vier Tore erzielte der junge Mann allein in der Schlussphase, so dass Perunicic 15 Sekunden vor Schluss, allein auf den gegnerischen Torwart zulaufend, sogar die Möglichkeit zum Ausgleich hatte. Er warf neben das Tor. Ein Unentschieden wäre auch allzu schmeichelhaft gewesen für den deutschen Meister. Am Ende stand es 31:29 für Celje. In einer Woche findet das Rückspiel in Celje statt. „Es sieht nicht gut aus, da braucht man kein Prophet sein“, meinte Magdeburgs Trainer Alfred Gislason. ANDREAS RÜTTENAUER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen