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Archiv-Artikel

vorlauf Glückliches Münster

Von STG

„Wilsberg und der stumme Zeuge“ (Sa., 20.15 Uhr, ZDF)

Natürlich könnte man jetzt wieder rumnöckeln, dass die Geschichte wie immer an den Haaren herbeigezogen ist und die Stadt viel zu sauber. Und dass der einzig angeschmuddelte in diesem Film, nämlich Namensgeber Georg Wilsberg, sich vielleicht endlich mal einen vernünftigen Job suchen und diese Pendelexistenz zwischen knallharten Antiquar und butterweichem Privat Eye an den Nagel hängen sollte.

Könnte man in der Tat. Sollte Wilsberg vielleicht auch wirklich. Aber dann beschleicht einen eine Art halb erschrecktes, halb belustigtes Wiedererkennen: Münster ist wirklich so. Na gut: Fast.

Heute geht es um Kunst: Die Kunststudentin Sophie ist schön, jung – und schlecht. Was natürlich ein Wilsberg nicht merken kann, der von seinem unvermeidlichen Städtischen Bauamtsfreund Manni zur Vernisage geschleppt wird. Am Tag danach sind die Bilder nicht nur mit roter Farbe übersprüht, sondern Sophie liegt auch noch tot daneben.

Danach überschlagen sich die Ereignisse. Jedenfalls für Münsteraner Verhältnisse, also gaanz langsam: Sophie war nicht nur schlechte Malerin und Kunststudentin, sondern auch Kindertante bei ihrer Dozentin Vera Lemberg. Deren Knabe zählt zwar schon stolze 14 Lenze, doch die Eltern leben in Scheidung, und der Herr Chefarzt und die Frau Kunstdozentin sind sich alles andere als grün.

Und Wilsberg stolpert wieder einmal von Erkenntnis zu Erkenntnis: Da hatte die tote Sophie für ihr Gekrakel satte 10.000 Euro eingestrichen – von einer Dame, die offenbar gar nicht so vermögend war. Und die zu allem Überfluss auch noch tot ist – gestorben bei einer Operation durch einen gewissen Dr. Lemberg.

Die weitere Aufklärung des Falles beschäftigt den Zuschauers nur bedingt, so dass Zeit bleibt, die wirklich schönen kleinen Dinge am Rande wahrzunehmen: Wie sich Wilsberg im Krankenhaus ausgerechnet hinter einer kitschigen Schnitzmadonna vor der Polizei versteckt. Oder seine Tochter auf dem alten Wählscheibentelefon im Antiquariat gerade mal zwei Ziffern drehen muss, um eine Verbindung zustande zu bringen.– Ach, seliges Münster! STG