■ Bitte!: Glückliche Männer
Danke, Helmut Kohl! sagte die taz in einer Serie vor der Wahl. Mit der Vereidigung des Bundeskanzlers beenden wir heute unsere Reihe prominenter und kompetenter Menschen, die „Bitte!“ sagen. Ein letztes Mal fragen wir: Was ist Ihr dringendster Wunsch an Rot-Grün?
Immer habe ich mir gewünscht, daß auf der Regierungsbank Männer sitzen, die über mehr als Instinkt verfügen, gar über das ein oder andere Gefühl. Glückliche Männer braucht dieses Land. Nun haben wir den Salat. Nie hatten wir eine Regierungsmannschaft, die so offen zu ihren Gefühlen steht. Mehr noch: zu dem Gefühl der Gefühle, der Liebe. Gerhard, Oskar, Joschka, wie sehr sind sie schon geliebt worden, wie glücklich müssen sie sein!
Überwältigend viele Frauen pflastern ihren Weg an die Macht. Nie war eine deutsche Regierung so verheiratet wie diese. Gerhard Schröder ist's in vierter Ehe. Oskar Lafontaine in dritter, Joschka Fischer bringt es ebenfalls auf drei Ehefrauen – und ist schon wieder auf Brautschau. Vielleicht beschert er uns ja die erste Hochzeit eines Vizekanzlers während seiner Amtszeit, eine mit vielen bunten Bildchen in der gefühlsechten Presse... Arbeitsminister Riester sowie Bau- und Verkehrsminister Müntefering gingen bisher je zweimal zum Standesamt. Innenminister Schily und Entwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul sind geschieden, Verteidigungsminister Scharping lebt mal mehr, mal weniger getrennt von seiner Frau Jutta.
Beate Wedekind, Ex-„Bunte“- und Ex-„Gala“-Chefredakteurin, kennt die Prominenz und hat sie in ihrem ersten Roman, „Um jeden Preis“, porträtiert. Foto: B. Bostelmann/argum
Na und? Eigentlich müßten Menschen wie ich mit dieser Regierung wunschlos glücklich sein: Rot-Grün liebt klare Verhältnisse, Rot-Grün ist familienfreundlich, denn „mehr Familien braucht das Land“. Rot- Grün ist auch ernsthaft – Zitat Schröder: „Gleich heiraten ist mein Ausdruck von Ernsthaftigkeit.“ Und doch wünsche ich mir von der neuen Regierung, daß sie den Frauen mehr Respekt entgegenbringt. Ernsthaft. Beate Wedekind
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