: Glockenspiel
■ Der „Glockenbeirat“ tagte TAZ-WETTBEWERB „BEWEGUNG 3.OKTOBER“
Täglich in der taz bis zum 3. Oktober: Die wahnsinnigen Vorschläge unserer LeserInnen zum Tag der deutschen Einheit. Mitmachen lohnt: Die besten Vorschläge werden garantiert nicht verwirklicht.
Halleluja - heute ist ein Streit auferstanden, den wir eigentlich am Montag schon beerdigt glaubten. Es geht um das katholische Glockenläuten zu allen möglichen Zeiten, am besten zur Mitternacht. Kommt's, wie's kommen muß, dann wird dieser Vorschlag auch noch verwirklicht und kann — siehe obige Prämissen — nicht zum besten Vorschlag gekürt werden. Wir bitten um Vergebung. Äh... für was eigentlich? Also, wir bitten nicht! Nun, auf der Vollversammlung der deutsch- deutschen Bischofskonferenz in Fulda sprach der Vorsitzende der Veranstaltung von „künstlichen Aufgeregtheiten“ und zweifelte dran, ob ein Glockengebimmel als „machtvolle Demonstration“ der Kirchen überhaupt sein müsse. Im Gutachten des katholischen und evangelischen „Glockenbeirates“ (Tatsache!) waren die Mitglieder nämlich zum Schluß gekommen, daß Glocken hauptsächlich läuten, um zu warnen (Brand); zum Gebet, Gottesdienst oder zur Besinnung (Abtreibung) rufen. Das Wehklagen der Ost-Bischöfe, das darauf anhub, klingt uns in den Ohren. Eildieweil die Glocken Anno 1989 zum Auftakt sämtlicher Demos erklangen, sei es kein Thema, daß sie am 3. Oktober „selbstverständlich um Mitternacht erklingen“ (grusel). Da haben wir den Salat: Kaum feiert Mensch den Fall der Mauer, wächst eine „Schallmauer“ besonderer Art gen Himmel. Voll im Sinne der Erfinder, wat?
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