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Globalisierung von unten

betr.: „Ausnahmezustand in Prag“, taz vom 27. 9. 00

Wie immer lässt sich ein Teil der Wahrheit bequem im Tränengasnebel verbergen. Das Programm „meines“ S 26 und das der Mehrheit der Beteiligten reichte nicht von „Molotowcocktails bis Tränengas“ und begann nicht, wie der taz-Bericht, mit dem Schlagstockeinsatz der Polizei um 13 Uhr am 26. September.

Tausende von Menschen, darunter viele GewerkschafterInnen, zogen bereits ab acht Uhr morgens trotz Demonstrationsverbots durch Prags Innenstadt. Die meisten PragerInnen an Fenstern und auf der Straße zeigten mindestens ein zustimmendes Lächeln für die Demonstranten. Eine ältere Frau reichte eine rote Rose aus der Straßenbahn heraus und schüttelte Hände.

Die Polizei war kaum sichtbar. Die Tschechische Republik traute sich nicht, uns zu behindern. Bereits das war ein Erfolg: Die Stadt gehörte so stundenlang den Gegnern der Globalisierung von oben, die mit ihren Parolen auf Transparenten und Plakaten (natürlich an Holzstangen befestigt, wie soll man sie sonst tragen?) hervorragend organisiert zeigten, wie Globalisierung von unten aussieht: vielsprachig, friedlich, solidarisch!

Darüber hinaus gab es keine grundsätzliche Differenz zwischen „Militanten“ und „Gewaltfreien“. Alle Beteiligten waren informiert und zweifellos die große Mehrheit einverstanden, dass ein Durchbruch zum Kongresszentrum der Weltbanker versucht werden solle. Die Frage war lediglich, wie.

ROSEMARIE NÜNNING , Berlin

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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